Unternehmertum im Knast? Ein Pilotprojekt für Gefangene
Am 10. Januar 2011 startete die unternehmerische Qualifizierungoffensive „Leonhard | Unternehmertum für Gefangene“ in einem bayerischen Gefängnis. Eine solche Initiative ist europaweit einzigartig. Das Ziel ist, durch das Programm die Integration ehemaliger Strafgefangener in die Gesellschaft nach ihrer Entlassung zu fördern und damit deren Rückfallquote erheblich zu senken. Für die Finanzierung, die bislang aus privaten Mitteln erfolgt, setzt Leonhard auf einen aktuellen Trend: Crowdfunding. Mit Erfolg, denn mehr als die Hälfte der Zielsumme von 20.000 € ist bereits gesichert.
Inspiration aus USA
Über einen Zeitungsartikel sind die Initiatoren von Leonhard, Dr. Bernward Jopen und Maren Frowein im April 2009 auf das Prison Entrepreneurship Program (PEP) in Houston / Texas aufmerksam geworden. PEP hat in den vergangenen sechs Jahren mit großem Erfolg über 600 Strafgefangene auf dem Weg zurück in die Gesellschaft begleitet. Besonders bemerkenswert ist, dass durch das Programm die Rückfallquote, die in Texas normalerweise bei 50-70 % liegt, bei den Absolventen des Programms auf unter 10% gesenkt wurde (www.pep.org).
Von diesen Zahlen beeindruckt reisten Bernward Jopen und Maren Frowein in die USA und verbrachten 14 Tage im texanischen Gefängnis, um das Programm kennen zu lernen. „Diese Reise veränderte unser Leben“, so Bernward Jopen. „Wir beschlossen, unsere bisherigen Tätigkeiten aufzugeben und ein ähnliches Programm in Deutschland aufzubauen“ so Maren Frowein weiter. Die Gründung der Leonhard gemeinnützige GmbH Unternehmertum für Gefangene erfolgte Ende 2010 .
Wie ist das Programm aufgebaut?
Am 10. Januar 2011 startete ein 23-wöchiges Pilotprojekt in einer bayerischen Justizvollzugsanstalt mit zehn Gefangenen. Bereits jetzt zeigt das Programm erste Wirkungen bei den Gefangenen: „Während der Haft gibt es viele Sprüche der anderen Häftlinge wie ’sobald du draußen bist, sind alle guten Vorsätze weg‘. Das Leonhard-Programm hingegen gibt einem Hoffnung, aus seiner Zukunft etwas Sinnvolles zu machen.“ so einer der Teilnehmer.
Die unternehmerische Qualifizierung der Gefangenen erfolgt in drei Phasen:
Phase 1, die im Moment durch das Pilotprojekt abgebildet wird, umfasst den Unterricht im Gefängnis mit den Grundlagen zu Unternehmertum und Wirtschaft, der Vermittlung von Schlüsselkompetenzen und Werten und die Entwicklung einer Gründungsplanung (Businessplan).
Die Phasen 2 und 3 unterstützen die Gefangenen nach ihrer Entlassung und werden ab Mitte diesen Jahres aufgebaut.
Phase 2 beinhaltet die Unterstützung bei Re-Integration und Arbeitsplatzbeschaffung sowie die zeitlich begrenzte Vermittlung von Wohnraum in Integrationshäusern.
Phase 3 umfasst die Unterstützung bei einer tatsächlichen Unternehmensgründung und ein wöchentliches Businesstraining.
Alle drei Phasen werden durch ein Mentoringprogramm durch Unternehmer und Führungskräfte aus der Wirtschaft sowie Studierende der Münchener Hochschulen unterstützt.
Finanzierung durch Crowdfunding
Die Kosten für das Pilotprojekt werden im Moment durch die beiden Gründer privat getragen. Für eine Teilfinanzierung setzen sie auf eine innovative Form des Spendensammelns. Dafür haben sie einen Spendenaufruf auf www.mysherpas.com gestartet. Crowdfunding heißt das Konzept, mit dem mySherpas Projekte zu verwirklichen versucht. Das Prinzip beruht darauf, dass eine große Anzahl Menschen (die „Crowd“) sich über kleine Spendenbeträge für ein Projekt engagiert und somit auch kleine Spenden eine große Wirkung haben. Leonhard versucht auf diesem Weg innerhalb von 90 Tagen 20.000 € zu generieren. Im Gegensatz dazu: 28.000 € kostet den deutschen Steuerzahler ein Gefangener im Jahr, die bei erfolgreicher Resozialisierung gespart werden. Die ersten beiden Wochen des Spendenaufrufs stimmen zuversichtlich: mehr als die Hälfte der Zielsumme ist bereits gesichert.
Quelle: openPR
geschrieben von: Neues Unterhaltsames Interessantes von Budoten am: 18.02.2011bisher keine Kommentare
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Kategorien: Freizeit, Buntes