Ergotherapie … Was ist das? Gehört habe ich schon davon, doch was steckt eigentlich dahinter? Ich habe mich einmal etwas eingehender mit der Ergotherapie befasst und festgestellt, dass dieses Berufsbild erstaunlich vielseitig ist und außergewöhnlich enge Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauen vermag.

In der Ergotherapie geht es vor allem darum, Menschen in ihrem Alltag zu helfen, selbständig zu bleiben oder auch nach einem Unfall oder einer Krankheit wieder selbständig zu werden. Die Ergotherapie verfolgt anders als viele andere Behandlungsmethoden einen ganzheitlichen Ansatz. Das heißt, dass nicht nur die Bewegungsabläufe des Körpers (= Motorik) geschult werden, sondern das ganze menschliche System einbezogen wird. Es geht also um Bewegung, Wahrnehmung, Aufmerksamkeit und harmonisches Zusammenwirken dieser Einzelaspekte.
Der Ergotherapeut ist insofern jemand, der um die physischen Möglichkeiten seines Patienten wissen muss. Zugleich aber muss er in der Lage sein auch die Psyche des Patienten zu berücksichtigen. Er muss die starken Seiten seines Patienten erkennen und fördern, um auf diese Weise entstandene Defizite auszugleichen.
Dies wiederum erfordert ein sehr enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Patient und Therapeut. Der Ergotherapeut muss offen sein und Freude an der Arbeit mit anderen Menschen haben. Er darf sich nicht entmutigen lassen sondern muss vielmehr in der Lage sein, den Patienten auch in ausweglosen Situationen zu unterstützen, ihm immer wieder neuen Mut zu geben, ihn nicht hängen zu lassen oder gar aufzugeben. Der Ergotherapeut ist insofern jemand, der von seiner Kraft abgibt, der andere an seiner Stärke teilhaben lässt und dadurch nicht nur neuen Lebensmut gibt, sondern zugleich die Lebensqualität der Betroffenen erheblich verbessert.
Auch präventiv kommt Ergotherapie zum Einsatz, um beispielsweise bei Schulkindern die Konzentrationsfähigkeit zu verbessern, die auditive (= den Gehörsinn betreffend) Wahrnehmung zu stärken oder frühzeitig die Feinmotorik zu trainieren oder um bereits vorhandene Verhaltens- und Entwicklungsstörungen auszugleichen.
Da der Ergotherapeut auch in der Lage sein muss, Angehörige im Umgang mit dem Patienten zu unterstützen, das Wohnumfeld zu analysieren und auf die besonderen Umstände des jeweiligen Patienten hin optimal abzustimmen, muss ein Ergotherapeut schon fast ein Allround-Talent sein.
Entsprechend umfassend ist die Ausbildung in der Ergotherapie. Neben einer genauen Kenntnis des menschlichen Körpers, der Knochen, Muskeln, Sehnen und Gelenke, deren Funktionsweise und ihrer Interaktion muss er auch diverse Krankheitsbilder kennen, um seine therapeutischen Maßnahmen entsprechend abstimmen zu können.
So werden in der Ausbildung zahlreiche Behandlungsmethoden vermittelt. Der angehende Ergotherapeut lernt, körperliche Bewegungsabläufe zu trainieren und vorzubereiten. Er lernt, wie der Patient Kraft, Beweglichkeit, Ausdauer und Koordination (wieder)erlangen kann um auf diese Weise können Bewegungseinschränkungen auszugleichen oder gänzlich zu beheben.
Zur Ausbildung gehört auch Training zur Selbsthilfe. Dazu gehören Waschen, Anziehen, das Trainieren von Essen, Schlucken, Trinken, das Trainieren des Alltags: Einkaufen, Umgang mit Geld, Telefonieren, Umgang mit anderen Kommunikationsmitteln, Orientieren im Straßenverkehr, Zeiteinteilung, Tagesstrukturierung, Umgang mit Medikamenten, und vieles mehr.
Ferner weiß der ausgelernte Ergotherapeut, wie Aufmerksamkeit, Wahrnehmung, Konzentration, Gedächtnisses und Ausdauer; trainiert werden können. E kann helfen, das Gehirn nach Erkrankungen oder Verletzungen zu trainieren.
Da die Lernfelder sehr umfangreich sind, ist es unmöglich, alle Aspekte in der dreijährigen Ausbildung zum Ergotherapeuten unterzubringen. Viele Bereiche können nur angeschnitten werden und bedürfen einer weiteren Vertiefung, sei es im Rahmen einer Spezialisierung des ausgelernten Egotherapeuten auf einzelne Betätigungsfelder oder eines weiterführenden Studiums.
Ich persönlich bin der Überzeugung, dass der Beruf des Ergotherapeuten nicht nur persönlich viele Möglichkeiten in der Zukunft eröffnet, sondern auch ein extrem dankbarer Beruf ist. Nur in wenigen Berufen ist es möglich, direkt mit Menschen zu arbeiten und ihnen ganz konkret in ihrem speziellem Lebensumfeld zu helfen.
Aufgrund ihres speziellen Wissens sind Ergotherapeuten darüber hinaus für jeden Sportverein, jedes Fitness-Center und jede Kampfsportschule eine echte Bereicherung, da sie von Berufs wegen in der Lage sind, die Bedürfnisse der Trainierenden zu erkennen und gezielt zu fördern.
Weitere Informationen zur Ergotherapie:
Was ist Ergotherapie<>
Wenn das Leben einen Knacks bekommt
Wikipedia: Ergotherapie