Psychoanalyse, Nein Danke!
Karl Krauss schrieb einst über das freudsche Verfahren: “Die Psychoanalyse ist die Krankheit, für deren Heilung sie sich ausgibt.”
Tatsächlich führt eine jahrelange analytische Behandlungen manche Menschen in persönliche Verstrickungen, die ein – möglicherweise leicht zu behebendes – psychisches Leiden erst manifestieren. Die Problematik ergibt sich aus der Grundannahme von Analyse und Tiefenpsychologie: Der Grund für ein aktuelles Beschweren liegt in der Vergangenheit. Dort ist es – der Natur der Zeit entsprechend – unantastbar und jedem heilenden Zugriff entzogen.
Wie viele Menschen suchten wohl schon einen Psychoanalytiker auf in der Hoffnung, er möge Sie bei der Bewältigung einer akuten Krise, nennen wir es ruhig Stress oder Burn-Out, unterstützen. Im Zuge zahlreicher (kostspieliger) Sitzungen erfuhren sie dann aber, dass ihr Problem nicht so einfach zu lösen sei. Sie “erkannten”, dass schwerwiegende Defizite in der frühen Kindheit zu suchen sind. Schritt für Schritt fanden sie sich damit ab, dass sie so “verkorkst” sind wie sie sind, dieses Schicksal mit allen Menschen teilen und sich am besten damit abfinden. Letzteres schließt natürlich eine jahrelange intensive Analyse nicht aus.
Die Psychoanalyse erlebte einen Siegeszug in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts. Praxen schossen gerade in dem ewig nach seinen Wurzel forschenden Amerika wie Pilze aus dem Boden. Noch heute umgibt Sigmund Freud eine Art von psychologischen Heiligschein. Wie bei Mythen üblich verdeckt auch hier der historische Glanz die blasse Realität. Wissenschaftlich gesehen steht die Psychoanalyse auf einer Ebene mit dem Placeboeffekt und Rumpelstilchen – es handelt sich um Märchen, die Trost spenden.
Albert Ellis, der begründer der modernen kognitiven Verhaltenstherapie und einst selbst Analytiker, hat die lähmende Liason der Freudianer mit der eigenen Vergangenheit pragmatisch entzaubert. Seine Kerngedanken entschärfen die Analyse-Bombe:
1. Es mag richtig sein, dass es in der Vergangenheit Ereignisse gab, die ein Menschenleben stark prägen. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass die Vergangenheit ein für alle Mal vorbei ist.
2. Wenn die Vergangenheit heute – im Hier und Jetzt – eine Bedeutung und Wirkung hat, dann allein dadurch, dass wir sie täglich, ja in jeder Minuten unseres Lebens, neu erwecken. Menschen rufen sich negative Ereignisse ins Gedächtnis, schaffen sich eine subjektive Realität und handeln so, als ob sie noch in dieser Vergangenheit leben würden. Das aber ist eine Täuschung…die man aufdecken kann. Nicht indem man ewig zurückblickt, sondern lieber jetzt schaut, was man anders machen könnte…und es tatsächlich tut.
3. Veränderung ist nicht immer einfach (manchmal übrigens schon!). Damit sie überhaupt zustande kommt, ist es hilfreich, kontinuierlich zu üben. Mit Ellis Worten: “Üben. Üben. Üben!”
Der Rat für alle Anhänger erneuerbarer Energien, die genug von Schadstofftransporten aus der Vergangenheit haben: „Nein, Danke!“ zur Analyse-Kraft sagen und ein Traning in Selbstverantwortung.
Quelle: openPR
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