Cancel-Culture on it’s best

Alles Unbeliebte unterdrücken und am besten auslöschen – das ist es, was Cancel-Culture ausmacht. Wie ist diese Erscheinung mit den heute – gerade auch von jenen Protagonisten – eingeforderten Werten wie Weltoffenheit, Toleranz und Gerechtigkeit vereinbar?

Das Mundtot-Machen von widersprechenden Meinungen ist alles andere als Weltoffenheit. Es zeigt vielmehr sogar eine erschreckende Intoleranz, die zwangsläufig ein gerechtes Handeln ausschließt, da ein neutrales Werturteil unmöglich wird.

Bei einem Besuch des Grassi-Museums in Leipzig mit seiner berühmten völkerkundlichen Ausstellung (das Museum beherbergt eine der größten ethnographischen Sammlungen Deutschlands) fiel bereits im Eingangsbereich ein Sockel auf, von dem offenbar mit Hammer und Meißel eine Büste entfernt worden war. Auf Nachfrage war zu erfahren, dass dort einst die Büste des ersten Museums-Direktors gezeigt wurde, der für das Grassi-Museum einen bedeutenden Teil der Ausstellungs-Objekte zusammentrug.

Über viele Jahrzehnte störte sich niemand an dieser Büste bis jüngst festgestellt wurde, dass dieser Mann auch ein Unterstützer der deutschen Kolonial-Politik gewesen war. Die logische Folge: Die Büste muss vom Sockel! Mit Hammer und Meißel wurde die Büste entfernt (und damit nicht zuletzt das Kunstwerk eines anderen Künstlers unwiederbringlich zerstört). Die Steinbrocken sollen dann im Anschluss zu feinem Steinmehl zermahlen werden, um dieses dann in einem neuen Werk einzubinden. So soll die Verbindung zwischen schlechter Vergangenheit und guter Zukunft symbolisch hergestellt werden.

Weder lassen sich die kolonialistischen Gedanken des längst verstorbenen Museums-Direktors mit heutigen Wertmaßstäben messen noch schmälert sein kolonialistisches Gedankengut seine zweifellos vorhandenen kulturhistorischen Leistungen die vor allem darin bestehen, die Schätze längst untergegangener Kulturen für die Nachwelt bewahrt und damit der Forschung zur Verfügung gestellt zu haben.

Zweifellos mögen viele Methoden der Vergangenheit aus heutige Sicht abzulehnen, ja gar zu verurteilen sein. Dennoch möge man bedenken, dass vieles, was nach heutigen Wertmaßstäben aufgrund neuerer Erkenntnisse zu Recht abgelehnt wird, in anderen Zeiten und Umständen als akzeptabel – ja mitunter sogar als Norm galt.

Eine ahistorische Betrachungsweise und darauf fußend die Anmaßung von Werturteilen über das Lebenswerk von Persönlichkeiten der Vergangenheit ist weder sachgerecht noch in irgendeiner Weise geeignet, eine kritische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit zu fördern. Vielmehr führt dies zu einer extremen Intoleranz, die in Deutschland schon einmal in die Barbarei geführt hat.

Ein Baum ohne Wurzeln, geht zugrunde. Die Vergangenheit aber sind die Wurzeln der heutigen Gesellschaft.

Bis weit in das 17. Jahrhundert hinein war es üblich, dass selbst Kinder alkoholische Getränke wie Bier (das hatte damals etwas weniger Alkoholgehalt) als alltägliches Getränk vorgesetzt bekamen. Das erscheint ahistorisch betrachtet völlig absurd und ungesund. Tatsächlich aber war Bier gesünder als das verschmutzte und oftmals verseuchte Wasser der Flüsse und Bäche jener Zeit. Durch das Brauen (abkochen) wurden Krankheitskeime abgetötet. Dies berücksichtigend leuchtet ein, dass das Trinken alkoholischer Getränke trotz erheblicher anderer Folgen letztlich doch die beste der schlechten Optionen darstellte und deshalb gerade im damaligen Kontext nicht abzulehnen sondern zu befürworten ist.

Blendet man dies aber aus, dann entsteht eine Weltsicht, wie sie heute leider von vielen Aktivisten vertreten wird: In Ignoranz und Geschichtsvergessenheit wird die Geschichte aus heutiger Sicht ausgehend vom heutigen Wissen und unter Anlegung heute geltender Maßstäbe neu bewertet wobei außer Acht gelassen wird, dass viele Erkenntnisse damals gerade nicht zur Verfügung standen und deshalb auch hätten niemals berücksichtigt werden können.

„Wissen ist Macht, nichts Wissen, macht nichts,“ sagt eine Redewendung. Dies wäre kein Problem, wenn die die nichts wissen, nicht in immer stärkerem Maße unseren gesellschaftlichen Diskurs bestimmen würden. Doch leider sind die, die nichts wissen, in immer stärkerem Ausmaße jene, die weitreichende Entscheidungen treffen und in Wahrheit revisionistische Geschichtsschreibung betreiben.

Dass aus heutiger Sicht zweifellos als Ungerechtigkeiten zu bezeichnende Handlungen und Kriege aber auch für die damals Geknechteten und Unterdrückten (wenn auch vielleicht in recht übersichtlichem Umfang) unbestreitbare Vorteile und gesellschaftlichem Fortschritt bedeutet haben, darf nicht ausgeblendet werden.

Die koloniale Vergangenheit führte zur Ausbeutung der Kolonien durch europäische Mächte. – Ja.

Zugleich aber haben die europäischen Mächte – wenn auch nicht primär für die kolonisierten Völker sondern zur besseren Ausbeutung der Kolonien – moderne Techniken und Produktionsmethoden eingeführt.

Bei ahistorischer Betrachtung stehen einzig die von den Kolonialmächten verübten Massaker und die Ausbeutung der Kolonien im Vordergrund.

Wie sieht es mit den Menschenrechten aus? Würden nicht genau die gleichen Leute – übrigens zu Recht – ein Ende von Menschenopfern fordern?

Was wäre, wenn es die koloniale Vergangenheit nicht gegeben hätte? Kannibalismus würde auf Borneo noch immer praktiziert, in Afrika würden noch immer schwarze Sklaven von Schwarzen gehalten werden. Es gäbe noch immer Menschenopfer, bei denen den Opfer-Menschen die Eingeweide bei lebendigem Leibe herausgerissen werden, um die Götter zu besänftigen …

In weiten Teilen der Welt würden Menschen noch heute in Lebensumständen dahinvegetieren, die den Zuständen bei uns im Mittelalter, teilweise sogar denen in der Zeit der Jäger und Sammler sehr nahekommen.

Wäre eine solche Gesellschaft heute anzustreben? Wäre eine Welt, die nicht nur in erste, zweite und dritte Welt eingeteilt sondern noch stärker diversifiziert werden müsste wirklich erstrebenswerter?

Ich glaube: Nein!

Leider werden diese Aspekte von vielen Aktivisten völlig ausgeblendet oder gar geleugnet.

Bekanntlich hat jede Medaille zwei Seiten. Nichts hat nur Vorteile und nichts bringt nur Nachteile.

Sicherlich, mag man zugestehen, dass manche Exzesse der Kolonialzeit weder akzeptabel noch gutzuheißen waren. Doch diese Taten kann man heute nicht wiedergutmachen, denn die heutige Welt ist nicht zuletzt auch ein Ergebnis dieser Ereignisse mit all ihren negativen, aber auch positiven Einflüssen.

Doch würde man die gleichen Maßstäbe der Aktivisten an sie selbst anlegen: Wären diese Aktivisten wirklich bereit, ihre unverdienten „Privilegien“ aufzugeben?

Auch hier: Nein!

Denn die Aktivisten realisieren sehr wohl, dass sie selbst keine persönliche Schuld trifft. Deshalb soll ja nach ihrem Dafürhalten auch die Gesellschaft, das Land als Ganzes für die Verbrechen einiger Weniger in der Vergangenheit aufkommen.

Nehmen wir nur einmal an, dass diese Denkweise richtig sei … Zeigt sich dann nicht, dass wenn wir in der Geschichte nur weit genug zurückgehen, zu irgendeinem Zeitpunkt jedes Volk dieser Erde einmal Unrecht begangen hat und damit Restitutionsansprüche gegen andere Völker rechtfertigen könnte? Worin soll dies enden? Sind wir dann wieder beim altestamentlichen „Zahn um Zahn“ oder der Blutrache, wo sich Völker auf ewig bekriegen, obwohl niemand mehr weiß, was eigentlich einmal der Anlass war?

Einer solchen Spirale der Gewalt oder der Resitutionsansprüche kann man nur dadurch Einhalt gebieten, dass man die Geschichte Geschichte sein lässt und sich auf das Hier und Jetzt, auf unsere Welt heute fokussiert und überlegt, wie man diese unsere Welt gemeinsam zu einer besseren Welt für die gesamte Menschheit fortentwickeln kann. Spalterische Überlegungen sind in diesem Zusammenhang völlig fehl am Platz.

Bildung bewahrt vor Verblendung, Weltoffenheit vor Intoleranz, Geschichtsbewusstsein vor Ignoranz, eigenes Tun vor Aktionismus, das persönliche Beispiel vor Doppelmoral.

geschrieben von: Neues Unterhaltsames Interessantes von Budoten am: 26.03.2022
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