Anonyme Bewerbung – Segen oder Plage?

Eine zunächst sinnvoll erscheinende Idee, die aus dem Bemühen um Chancengleichheit unter allen Bewerbern entstanden ist, kehrt sich ins Gegenteil.

Seit dem Sommer hört man aus der Politik immer wieder von anonymen Bewerbungen. Kein Wunder, besonders in politischen Sommerlöchern scheinen solche und ähnliche Ideen verstärkt zu entstehen. Durchleuchtet man den gesamten Bewerbungsvorgang, kann man zum Ergebnis kommen, dass diese Idee entweder nicht durchdacht war oder von Laien ins Leben gerufen wurden.

Die Argumente gehen immer in Richtung Chancengleichheit für alle Bewerber herzustellen, was zunächst einleuchtend ist. Die Anonymisierung der Bewerbungen scheint die Lösung zu sein. Die vermutete Ungleichheit wird aber immer nur bei Kandidaten beobachtet, die es ohnehin schwer haben, einen Job zu finden. Gut ausgebildete Leute finden leicht einen Job. Allerdings werden ihre Vorteile in der anonymisierten Bewerbung unterdrückt; dadurch entsteht eine Benachteiligung, ja geradezu eine neue Chancenungleichheit.

Die geplante Anonymität hat zur Folge, dass weder Name, noch Alter, Geschlecht, Hautfarbe oder Religion, geschweige denn ein Foto, in der Bewerbung aufgeführt sein dürfen. Warum eigentlich? Bei Bewerbungen geht es schlicht darum, die gewünschten Anforderungen zu erkennen. In einer Zeit, wo Fachkräfte nicht ausreichend zur Verfügung stehen, sind Arbeitgeber ohnehin zu vielen Kompromissen bereit.

Wer den Bewerbungsablauf kennt, weiss, dass nur Kandidaten, die den vorgegebenen Voraussetzungen entsprechen, zu weiteren Gesprächen eingeladen werden. Diese Voraussetzungen sind in einer konventionellen Bewerbung sofort zu ersehen und eine Entscheidung kann schnell getroffen werden. Bei einer anonymen Bewerbung wird ein weiter Schritt in den Auswahlprozess eingeschoben. Erst danach erfolgt das persönliche Gespräch. Spätestens dann, aber mit wesentlicher Verspätung und einem erheblichen Mehraufwand ist der gleiche Stand wieder hergestellt. Die Entscheidungsgrundlage ist aber immer noch die gleiche.

geschrieben von: Neues Unterhaltsames Interessantes von Budoten am: 13.11.2010
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