Biografien: Die eigene Lebensgeschichte für die Nachwelt erhalten

Immer mehr Menschen erstellen ihre Biografie – nicht nur Prominente. Die Gründe für diesen Boom offenbart nun eine Befragung der Kölner Biografin Claudia Cremer. Älteren Menschen geht es ums Bewahren und Nicht-Vergessen, Jüngere schreiben, um Missstände aufzudecken bzw. ihr Handeln zu erklären.

Politiker, Künstler oder Sportler nutzen eine Biografie, um sich zu verewigen, neu auf sich aufmerksam zu machen oder – banal – um ordentlich Geld zu machen. Doch was treibt die große Schar der Namenlosen an, ihre Lebensgeschichte erstellen zu lassen? „Ein zentrales Motiv von ‚Normalbürgern’, einen Biografen zu beauftragen, besteht darin, Kindern und Enkeln etwas zu hinterlassen, das ihnen zeigt, wer sie waren und was sie in ihrem Leben bewegt hat“, berichtet Claudia Cremer, die für die Erhebung 50 Biografie-Willige befragt hat.

Erinnerungen festhalten

Häufig sind es auch Kinder oder Enkelkinder, die Mutter, Vater, Oma oder Opa bitten, ihre Erinnerungen in Biografieform festzuhalten. Doch Claudia Cremer, die in Köln als selbstständige Biografin tätig ist, stellt immer wieder fest, dass der Wunsch, das eigene Leben aufzuschreiben, in der Person schon längst da ist, sie ihn aber aus Bescheidenheit oder Angst vor der Überforderung immer wieder zurückdrängt. Die Bitte der Verwandten dient dann als Katalysator, die Biografie zu beginnen. „Der Wunsch, die eigenen Erinnerungen zu verfassen, ist um so größer, wenn die Person etwas Außergewöhnliches erlebt hat, das auf keinen Fall in Vergessenheit geraten soll“, erklärt die erfahrene Germanistin.

Mehr Frauen als Männer

Es sind eher Frauen als Männer, die ihre Biografie erstellen wollen, ermittelte Claudia Cremer. Zwei Drittel der Befragten waren bereits über 70 Jahr alt. „Je älter ein Mensch ist, desto schneller greift er zum Hörer, wenn er erfährt, dass es da jemanden gibt, der professionell Biografien schreibt“, weiß die Kölner Literaturwissenschaftlerin, deren älteste Kundin 95 Jahre ist. Da mit zunehmendem Alter die Erinnerungen verblassen, spüren ältere Menschen besonders den Druck, ihre Memoiren erstellen zu lassen. Meist geht es dabei um Kriegserlebnisse, den Aufbau einer Existenz in der Nachkriegszeit, um Erinnerungen an harte Arbeit, Verzicht, Liebe und Loyalität – also Erfahrungen, die an Kinder und Enkel – auch mit dem Wunsch, Vorbild zu sein, wie Claudia Cremer erwähnt – weitergegeben werden.

Auf Missstände hinweisen

Bei Personen, die bereits in relativ jungen Jahren eine Biografie schreiben wollen, resultiert der Wunsch meist aus einem besonderen Erlebnis, aus etwas Einschneidendem, Außergewöhnlichem. „Migrantinnen wollen über die Schwierigkeiten des Lebens in zwei Kulturen berichten, Homosexuelle über ihr Coming-out, DDR-Flüchtlinge wollen über ihre waghalsige Flucht in den Westen schreiben, ehemalige Drogenabhängige über den Kampf gegen die Sucht“, benennt Claudia Cremer die Biografie-Motive dieser Menschen. Während die Biografien Älterer in Verwandten und Freunden eine kleine, aber feine Leserschaft finden, möchten die Jüngeren, dass ihr Werk breiter veröffentlicht wird. Sie haben den Wunsch anzuklagen, auf Missstände hinzuweisen und ihr Handeln zu rechtfertigen. Bei den älteren Menschen geht es hingegen hauptsächlich ums Bewahren, Erinnern und Nicht-Vergessen.

Quelle: openPR

geschrieben von: Neues Unterhaltsames Interessantes von Budoten am: 12.08.2010
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Kategorien: Freizeit, Buntes

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