Gesundheit im Beruf oder: Was wir von Kaninchen lernen können
Die Gesundheit am Arbeitsplatz scheint zunehmend gefährdet. Viele Leistungsträger werden krank, weil sie den Belastungen, denen sie im Arbeitsalltag ausgesetzt sind, kaum mehr Stand halten können. Das kann körperliche Beeinträchtigungen zur Folge haben, die mitunter bis zum Burn-out-Syndrom führen.
Warum kann arbeiten gehen krank machen? Warum bringt der Beruf unter der Bedingung eines bestimmten Arbeitsumfeldes, eines bestimmten Kollegiums oder einer bestimmten Führungskraft den Mitarbeiter an den Rand des körperlichen und seelischen Zusammenbruchs, während andere Kollegen, die unter ähnlichen Umständen arbeiten, gelassen weiterarbeiten?
Anlässlich eines Vortrags von Gunther Schmidt, Leiter des Milton Erikson Instituts in Heidelberg, bin ich auf interessante Thesen von A.D. Jonas aufmerksam geworden, der auf die oben gestellten Fragen spannende Antworten hat.
A.D. Jonas verweist auf einen Zusammenhang zwischen vor- und frühmenschlicher Evolution und psychosomatischen Erkrankungen in unserer modernen Zeit. Am Beispiel des Herzinfarkts kann man diese These auf anschauliche Weise verdeutlichen.
Schaut man sich den Aufbau des menschlichen Herzens einmal genauer an, müsste man auf den ersten Blick meinen, dass die Evolution zum Zeitpunkt der Entstehung des Herzens einen schlechten Tag gehabt hat. Gerade der wichtigste Muskel des Menschen wird nämlich von sehr wenigen Blutgefäßen versorgt. Eine Durchblutungsstörung innerhalb dieser Gefäße kann deshalb leicht zum Herzinfarkt und im schlimmsten Fall zum Verlust des Lebens führen. Betrachtet man die lebensnotwendige Versorgung des Herzens aber einmal im Kontext des urzeittäglichen Überlebenskampfes, erscheint die Angelegenheit plötzlich in einem anderen Licht und die spezifische Entwicklung des Herzens im Verlauf der Evolution erhält einen Sinn.
Unsere Vorfahren, darunter Fluchttiere wie die Kaninchen, mit denen wir unseren Herzaufbau gemeinsam haben, leben wie eh und je in ständiger Gefahr, als Mahlzeit ihrer zahlreichen Fressfeinde zu enden. Tauchte nun in Urzeiten ein Raubtier wie der Säbelzahntiger auf, hatte das Kaninchen drei Möglichkeiten zu reagieren. Ein Angriff gegen den ungleich Stärkeren hätte sich als wenig sinnvoll erwiesen, die zweite Variante der Flucht war hingegen schon hilfreicher. Die dritte Möglichkeit, sich einfach tot zu stellen, erschien nur dann interessant, wenn der Angreifer keine Hyäne war, die sich bis heute auch mit Aas zufrieden gibt.
Betrachtet man diese Reflexe einmal im Zusammenhang mit dem Aufbau des Herzens, wird deutlich, dass in der oben beschriebenen Situation die geringe Anzahl der Blutgefäße durchaus sinnvoll sein kann. So etwa bei einer schnellen und kräftigen Herzreaktion beim Angriff und auf der Flucht, oder aber beim Drosseln der Herzfunktion im Fall des sogenannten Totstellreflexes.
Der These von A.D. Jonas zufolge gibt es im Hinblick auf Herzerkrankungen einen wesentlichen Unterschied zwischen Mensch und Kaninchen. Das Kaninchen lebt stets gegenwärtig im Hier und Jetzt. Kam einst der Säbelzahntiger um die Ecke, startete beim Kaninchen das volle Programm: Flucht oder Totstellen. Hatte es das Kaninchen geschafft, dem Feind zu entkommen, ging es weiter munter seinen Weg und der Tiger war schon längst vergessen.
Im Unterschied zum Kaninchen sind wir Menschen weniger in der Gegenwart verwurzelt als in unserer Vergangenheit und, in noch größerem Maße, in unserer Zukunft. Mit unserer einzigartigen Vorstellungskraft können wir den eigenen Säbelzahntiger selbst noch ins gemütlichste Wohnzimmer zaubern, während unsere Herzgefäße auf diese Projektion genauso reagieren, als wenn wir einem leibhaftigen Tiger Aug in Auge gegenüberständen.
Es genügt demnach der angstbesetzte Gedanke an den Berg unerledigter Akten im Büro, an das bevorstehende Gespräch mit dem unzufriedenen Chef, sogar die hoch gespannten Erwartungen an sich selbst: In jedem Fall reagieren auch die Herzgefäße. Häuft sich die gedankliche Vorwegnahme unangenehmer Situationen, steigt zugleich die Gefahr eines Herzinfarktes, da das Herzsystem dieser extremen Belastung kaum mehr standhält.
Wir können also vom Kaninchen auf jeden Fall etwas mehr „Hier und Jetzt“ – Gefühl nach erfolgreich überstandenem Überlebenskampf übernehmen. Und wir sollten uns unbedingt genauer anschauen, welche projizierten Tiger sich denn in unserem Leben herumtreiben und wie wir im Sinne unserer Gesundheit mit ihnen umgehen wollen.
Quelle: openPR
geschrieben von: Neues Unterhaltsames Interessantes von Budoten am: 14.08.2011bisher keine Kommentare
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