Von der Krankenkasse bezahlt, über Ebay verkauft

wut (3)Millionen Bundesbürger kaufen und verkaufen Möbel, Autos, Motorräder und Bekleidung über virtuelle Auktionshäuser wie ebay. Mittlerweile bieten Privatpersonen dort aber auch immer öfter apothekenpflichtige – und manchmal sogar verschreibungspflichtige – Arzneimittel zum Kauf an. Das birgt erhebliche gesundheitliche Risiken für den Käufer – und kostet die Krankenkassen, und damit die Versicherten, eine Unmenge Geld.

In den seltensten Fällen kümmert es die Betreiber der Auktionsplattformen, ob die eingestellten Angebote legal oder illegal sind. Dabei ist die rechtliche Lage klar. Der Verkauf verschreibungspflichtiger Arzneimittel auf Online-Auktionsplattformen ist verboten. Bei ebay ist lediglich der Verkauf von OTC-Produkten – den sog. apothekenpflichtigen Arzneimitteln – in der entsprechenden Kategorie erlaubt, anbieten dürfen nur Apotheken mit Versandhandelserlaubnis. Diese Apotheken werden von ebay überprüft und zugelassen, bevor sie ihre Angebote einstellen können. Dennoch kommt es bei ebay immer wieder zu Angeboten von Rx-Medikamenten und apothekenpflichtigen Arzneimitteln durch Privatpersonen.
Rechtlich ist das nach Ansicht der Freien Apothekerschaft, eines Zusammenschlusses selbständiger Apotheker in Deutschland, eindeutig ein Verstoß gegen bestehendes Recht. Der Verein hat mehrfach verschiedene Online-Auktionsplattformen nach derartigen verbotenen Auktionen durchsucht und allein in den letzten drei Wochen in mehr als 25 Fällen die Anbieter aufgefordert, diese Auktionen sofort zu beenden. Gleichzeitig hat der Verein die Rechtsabteilungen von ebay und anderen Betreibern über die rechtswidrigen Angebote informiert und dazu aufgefordert, die Anbieter abzumahnen. Beim Betreiber lonelyplanet.de wurden sogar in größerem Stil verschreibungspflichtige Malariamittel angeboten, die Freie Apothekerschaft hat umgehend Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Stuttgart erstattet.
Nach gründlicher Durchsicht und längerer Beobachtung zahlreicher Auktionen geht der Vorstand des Vereins sogar davon aus, dass von Ärzten verschriebene und von den Krankenkassen bezahlte Arzneimittel, Blutzucker-Meßstreifen sowie Heil- und Hilfsmittel teils ungebraucht von Patienten über diese Plattformen verkauft werden. Allein für Blutzucker-Meßstreifen sind aktuell bei ebay mehr als 500 Auktionen von Privatpersonen zu finden. Die Preise der Teststreifen liegen – je nach Marke – dabei weit unter den handelsüblichen Preisen. Im Durchschnitt liegen die Preise für 50 Teststreifen bei den privaten Angeboten unter 20 Euro, während sie im Handel bei rund 30 Euro liegen. Auch Arzneimittel, Rollstühle und Inhaliergeräte für Kinder, gebrauchte Insuline oder Korrekturbrillen sind dort zu finden. Alles Artikel, die üblicherweise per Rezept zu Lasten der gesetzlichen Krankenkassen über Apotheken und Sanitätshäuser geliefert werden. Die Versicherten mussten dabei teilweise nicht einmal Rezeptgebühren oder andere Zuzahlungen leisten. Alleine im Bereich der Blutzucker-Meßstreifen sind bei ebay mehrere Hundert private Angebote täglich zu finden. Da stellt sich die spannende Frage, wie solche Mengen zusammen kommen können.
Es ist Aufgabe der Krankenkassen herauszufinden, ob und in welchem Umfang hier die Solidargemeinschaft der Versicherten geschädigt wird und wurde. Die Freie Apothekerschaft geht davon aus, dass durch solches Tun privater „Händler“ den gesetzlichen und privaten Krankenkassen jährlich ein Schaden in zweistelliger Millionenhöhe entsteht. Obendrein sind zahlreiche der im Internet verkauften Medikamente, wie jüngst der Bayerische Rundfunk berichtete, Fälschungen oder sind in Deutschland verboten. Häufig werden derartige verbotene Arzneimittel bei Auktionen fälschlicherweise als Nahrungsergänzungsmittel deklariert.
Der Verein Freie Apothekerschaft fordert den Gesetzgeber zum umgehenden Handeln auf. Die Betreiber solcher Plattformen müssen verpflichtet werden, keine illegalen Auktionen mehr online zu stellen. Mit der von der Politik immer so gerne angeführten „Liberalisierung des Marktes“ hat dieser illegale Arzneimittelhandel absolut nichts zu tun. Sollte die Politik diese Auktionen nicht unterbinden, muss sie sich den Vorwurf gefallen lassen, sie unterstütze sehenden Auges kriminelle Machenschaften, die nicht nur dem Solidarsystem der Krankenkassen massiven Schaden zufügen, sondern auch die Gesundheit der Käufer gefährden.
Die Apothekerschaft mutet es eigenartig an, wenn sie durch überbordende Bürokratie, Gesetze und Gängelungen – wie etwa die erst kürzlich erlassene Apotheken-Betriebsordnung – in der Ausübung ihres Berufes immer mehr eingeschränkt wird und andere Kanäle des Arzneimittelverkaufs weder kontrolliert werden noch die Politik die Absicht hat, den verbotenen Arzneimittelverkauf zu untersagen. Aus guten Gründen haben andere europäische Länder den Versandhandel mit Arzneimitteln grundsätzlich verboten. Grenzenlose Liberalität und praktizierter Schutz der Patienten harmonieren nicht zwangsläufig miteinander.
Quelle: openPR

geschrieben von: Neues Unterhaltsames Interessantes von Budoten am: 2.09.2013
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