Judo-Trainer „ohrfeigt“ Olympia-Teilnehmerin …

Was für eine Aufregung! Der Trainer „schüttelt“ und „ohrfeigt“ eine Olympia-Teilnehmerin – und das live vor laufenden Kameras! – Wie brutal, wie unmenschlich, wie entwürdigend … Die Presse überschlägt sich …

Man mag geteilter Meinung sein, doch die ganze Aufregung, die sich in manchen Medien wegen der „schallenden Ohrfeigen“ breit macht, ist die Sache bei näherer Betrachtung nicht wert.

Die angeblich „schallend geohrfeigte“ Martyna Trajdos selbst schreibt, dass sie dieses „Ritual“ brauche. Dies berücksichtigend, könnte die Angelegenheit als erledigt abgehakt werden. Doch nun schaltet sich auch der Judo-Weltverband IJF ein und rügt den Trainer mehr oder weniger offiziell.

Hier stellt sich schon die Frage: In welcher Welt leben wir eigentlich?

Judo ist Kampfsport.
Dass beim Schach, der in Deutschland auch als „Sport“ gilt, andere Regeln und Umgangsformen gepflegt werden, ist verständlich.

Man könnte den Eindruck gewinnen, dass die meisten Offiziellen im IJF entweder schon sehr lange nicht mehr oder noch nie auf der Matte standen. Es mag sein, dass jeder Sportler ein anderes „Ritual“ bevorzugt oder braucht, um für den Wettkampf „auf Touren“ zu kommen.

Was in dem Video aber klar zu erkennen ist:
Es ist ein Ritual!
Von „schallenden Ohrfeigen“ nichts zu sehen!

Warum also die ganze Aufregung?

Ich hätte persönlich Verständnis für die Reaktion des IJF aufbringen können, wenn der Trainer seinen Schützling erkennbar hätte mit den „schallenden Ohrfeigen“ und dem Schütteln für irgendein Fehlverhalten zurechtweisen wollen. Doch dies war gerade nicht der Fall! Es war die letzte Vorbereitung der Sportlerin auf den bevorstehenden Kampf. (den sie allerdings verlor)

Warum hat keiner der Offiziellen den Mut oder „die Eier“ (etwas allgemeiner vielleicht „den Arsch“) in der Hose, um dem entstandenen Hype auch einmal Sachlichkeit entgegenzusetzen?

Es ist einfach nur noch traurig, wie die Offiziellen lediglich bemüht sind, mit den um sie herum blökenden Schafen mitzublöken um nicht dadurch aufzufallen, dass sie stumm bleiben.

Meine Grundschullehrerin pflegte immer zu sagen: „Du springst doch auch nicht im Winter von der Brücke in den Fluss, nur weil einer so dumm ist, dies zu tun … oder?“

Was sie im Kern damit ausdrücken wollte ist: Eine Dummheit wird nicht dadurch besser, dass alle anderen die gleiche Dummheit begehen.

Oder ein anderer Spruch eines Lehrer bei der Klassenarbeit: „Meine Damen und Herren, Sie dürfen bei der heutigen Klassenarbeit alle Hilfsmittel benutzen … auch Ihren Kopf!“

Ein bisschen mehr Nüchternheit und Unaufgeregtheit täte der Debatte und auch dem politischen Diskurs wirklich gut. Doch vor allem in den sozialen Medien wird aus jeder Nebensächlichkeit sofort ein Riesen-Hype. Es interessiert absolut niemanden, wenn in China ein Sack Reis umfällt. Es geht auch die Öffentlichkeit und schon gleich gar nicht die Aufreger:innen etwas an, wenn sich eine erwachsene Frau, die sich mit Sicherheit zu wehren weiß, vor einem Wettkampf aufmuntern lässt – ganz gleich auf welche Weise. Diese Sportlerin hat selbst geschrieben, dass sie dieses Ritual braucht, weil es ihr gut tut.

Wenn nun jemand, der vom Kampfsport keine Ahnung hat so etwas sieht und eine derartige Behandlung im Häkelkurs, der Kunst des Blumensteckens, der Teezeremonie oder dem Bibelkreis nicht gewohnt ist, so sollte man dies einfach zur Kenntnis nehmen. Sich über die ungewohnten Umgangsformen zu wundern ist erlaubt. Diese zu hinterfragen ist kein Problem. Etwas mehr über Kampfsport zu lernen (eigene Erfahrungen ist dabei am besten) hilft, ein echtes Verständnis abseits von Aufregung, die im Grunde aus nichts als heißer Luft besteht, zu entwickeln.

geschrieben von: Neues Unterhaltsames Interessantes von Budoten am: 30.07.2021
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Kategorien: Allgemein

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