Also ich wollte im Sommer mit Wing Chun anfangen und zur Selbstverteidigung und für mein Selbstbewusstsein. Muss man irgendwas dafür „mitbringen“, also Voraussetzungen haben, um das gut oder überhaupt lernen zu können? Und noch eine Frage: wie lange braucht man ungefähr bis man das auch zur Verteidigung anwenden kann bzw. schaff‘ ich das wohl nach einem Jahr so ganz grob zu beherrschen mit diszipliniertem Training?

Mit bringen musst Du nichts, außer den festen Willen das einmal gesetzte Ziel auch zu erreichen. Das ist eigentlich schon alles.

Alles Erlernte ist letztlich eine erworbene Fähigkeit. Insofern gibt es keine besonderen Voraussetzungen oder Fertigkeiten die man erwerben muss, um mit Wing Chun anfangen zu können. Alles, was Du wissen musst, wird Dir im Laufe des Trainings beigebracht. Alles, was Du noch nicht kannst, wirst Du lernen können. dafür geht man ja auch zum Training.

Wenn es nur um die reine Selbstverteidigung geht, ist Wing Chun / Wing Tsun (oder wie auch immer man es sonst zu schreiben beliebt) ebensogut oder schlecht wie jeder andere Kampfsport zur Selbstverteidigung geeignet.

Grundsätzlich ist jedes Kampfsporttraining geeignet, mehr Selbstvertrauen und Selbstsicherheit zu entwickeln und die nötigen Techniken, um sich im Ernstfall auch wirklich verteidigen zu können, lernt man sowieso.

Wichtiger als alles andere ist nämlich Kontinuität. Man kann keine Selbstverteidigung innerhalb eines Crash-Kurses erlernen. Hierzu gehört ein längeres Training, um die Techniken soweit zu automatisieren, dass sie auch in Stress-Situationen abrufbar sind und man nicht vor Angst gelähmt nicht reagieren kann.

Gerade deshalb ist es wichtig, dass der Kampfsport, für den man sich letztlich entscheidet, auch Spaß macht. Und dazu gehören neben dem Kampfsport selbst ganz besonders auch das Lernumfeld – also Trainer und Gruppe. Passen alle drei zusammen, dann macht das Training nicht nur Spaß sondern verspricht auch Erfolg.

Ob Dein Ziel, die Selbstverteidigung schon nach einem Jahr erreicht sein wird … ich weiß nicht. Ich gehe mal von mir aus: Als ich anfing, dachte ich, dass ich in vielleicht 6 Monaten soweit sein könnte. Nach dieser Zeit meinte ich die Fertigkeiten der anderen Schüler sehend, dass es in weiteren 6 Monaten so weit sei. Doch auch diese Zeit verstrich. Nach mehreren Jahren hörte ich auf über das ursprüngliche Ziel „Selbstverteidigung“ nachzudenken. Manchmal im Training jedoch, wenn ich wieder einmal einen Partner versehentlich getroffen habe, merke ich das selbst meine abgestoppte Technik doch noch einiges an Power hat.

Letztlich sollte man immer eines bedenken: Die beste Verteidigung ist die, die nicht stattfinden muss, weil die Situation bereits im Vorfeld entschärft wird. Man muss nicht kämpfen um sich oder anderen etwas zu beweisen. Trotzdem ist es aber ein gutes Gefühl zu wissen, dass man es könnte, wenn es sein muss.