Behinderung und Kampfsport

Kann man trotz körperlicher Behinderungen Kampfsport betreiben? Schließen körperliche Behinderungen jegliche kampfsportspezifischen Aktivitäten aus? Vor welchen Herausforderungen stehen Trainer und Schüler, wenn sie mit körperlichen Behinderungen von Trainingskameraden konfrontiert werden. Ich will heute versuchen, diese Fragen aus meiner Sicht basierend auf eigenen langjährigen Erfahrungen als Trainer zu beantworten.
Ich möchte vorausschicken, dass eine körperliche Behinderung per se eine kampfsportliche Betätigung keinesfalls ausschließt. Sicher gibt es in Abhängigkeit vom jeweiligen Grad der Behinderung mehr oder weniger große Einschränkungen, die man aber andererseits auch als Herausforderung betrachten kann.
Ein altes Sprichwort sagt, „Wenn Gott eine Tür zuschlägt, öffnet er bald darauf ein Fenster.“ Menschen mit körperlichen Behinderungen haben gelernt, mit den damit verbundenen Einschränkungen zu leben und diese zu kompensieren. Ein Umstand, den Menschen ohne Behinderungen stets ausblenden. Insofern mag die Behinderung von Außenstehenden durchaus als sehr schlimm angesehen werden, während die Betroffenen selbst ihre Situation durchaus problemlos zu meistern in der Lage sind.
Zunächst einmal muss man wissen, dass jede körperliche Beeinträchtigung dazu führt, dass gerade diese Beeinträchtigung durch andere Stärken kompensiert und teilweise sogar vollständig ausgeglichen wird. Wer sich allerdings auf seine Beeinträchtigung zurückzieht und nicht nach Mitteln und Wegen sucht, diese Beeinträchtigung letztlich als Chance zu sehen und zu begreifen, der wird ohnehin an sich selbst verzweifeln und wohl kaum den Weg zum Kampfsport finden. Wer jedoch kämpft, um seine Behinderung auszugleichen, der hat bereits einen entscheidenden Schritt getan, nämlich nicht mit der Situation zu hadern und sich in Selbstmitleid zu flüchten, sondern aktiv nach einer Lösung der mit der körperlichen Beeinträchtigung einhergehenden Herausforderungen zu suchen.
Dies vorausgesetzt, kann selbstverständlich auch Kampfsport betrieben werden.
Eines muss aber klar sein – und darüber sollten keine Zweifel aufkommen – es gibt gerade im Kampfsport keine Technik, die 1:1 übertragen werden kann, wenn es um echte körperliche Behinderungen geht.
Leistungsdefizite aufgrund von Herz- oder Muskelschwächen und andere eher kraft- und ausdauerbedingte bzw. allgemein gesprochen konditionsbedingte Nachteile können durch ein entsprechend abgestimmtes Training kompensiert werden. Hierbei spielt es keine Rolle ob es sich um Defizite handelt, die grundsätzlich einer Besserung zugänglich sind oder krankheitsbedingt in ihrer Ausprägung mehr oder weniger unverändert bleiben.
Etwas anderes gilt für körperliche Behinderungen jeglicher Art wie z.B. dem Verlust von Gliedmaßen oder Lähmungen. Hier muss die Technik entsprechend modifiziert werden, um trotzdem ausgeführt werden zu können. Dies ist im Grunde nichts anderes als das, was der Betroffene selbst jeden Tag auf’s Neue tun muss, um die sich stellenden Herausforderungen des Lebens zu meistern. Für den Betroffenen selbst also eigentlich nichts Neues, wohl aber für den Trainer, der in der Lage sein muss, die Situation (also den Grad der körperlichen Behinderung) in seiner Gänze zu erfassen und entsprechend das Training individuell abzustimmen. Ein normales Gruppentraining scheidet daher in der Regel von vornherein aus es sei denn, die Gruppe besteht ausschließlich aus Personen mit der gleichen Behinderung.
In der Regel wird allerdings ein solch optimales 1:1 Training wohl kaum möglich sein. Wenn sich der Trainer der Aufgabe gewachsen sieht und einen Menschen mit körperlicher Behinderung in die Trainingsgruppe integriert, so muss ihm klar sein, dass er nahezu jede Übungsaufgabe für den Behinderten neu formulieren muss. Doch insbesondere die Gruppe – also die Trainingskameraden – müssen lernen, mit der Behinderung umzugehen, diese zu respektieren und den Betroffenen als gleichwertiges Mitglied der Trainingsgemeinschaft zu akzeptieren, was für den Einzelnen bereits sehr schwierig sein kann. Allerdings dürfte dies auch für die Trainingsteilnehmer eine sehr wichtige Erfahrung sein, da sie so lernen können, dass Behinderte eben keine Menschen zweiter Klasse sondern vollwertige Mitglieder der Gesellschaft sind die gerade wegen ihrer Behinderung weit größere Herausforderungen zu meistern haben als der Durchschnittsbürger und gerade deshalb besondere Achtung und Respekt verdienen.
Von einer Querschnittslähmung halsabwärts einmal abgesehen, steht einem Kampfsporttraining nichts im Wege, so lange einige – wenn auch nicht alle – Gliedmaßen bewegt werden können. Die Kraft für die Technik wird unter Zuhilfenahme der zur Verfügung stehenden Muskelgruppen auf Grundlage der Normalausführung der Technik generiert wobei die nicht einsetzbaren Muskelgruppen durch andere ersetzt werden müssen.
Natürlich sind in Abhängigkeit von Kampfsportart und Grad der Behinderung diverse Techniken ohnehin ausgeschlossen, jedoch ist wohl jedem klar, dass dies in ähnlicher Form auch für Nicht-Behinderte Mitmenschen gilt. Jeder Kampfsportler spezialisiert sich im Laufe der Zeit auf einige wenige ihm besonders liegende Techniken, während er andere vernachlässigt oder auch teils gar nicht erst zu lernen gewillt ist. Der einzige Unterschied liegt hier in dem besonderen Umstand, dass der eine nicht will, während der andere nicht kann.
Abschließend soll und muss aber auch für die Behinderten klar sein, dass es vielen Vereinen schlicht nicht möglich ist, besondere Trainingseinheiten für Behinderte anzubieten. Auch ist nicht jeder Trainer in der glücklichen Lage, sich tatsächlich in die Situation des Betroffenen hineinzuversetzen und auch die Trainingskameraden werden anfangs in den seltensten Fällen das richtige Verständnis aufbringen können. Es wird daher für den Betroffenen besonders wichtig sein, selbst nicht nur den ersten Schritt zu tun sondern er muss darüber hinaus auch selbst aktiv bei der Umsetzung, sprich der Anpassung der Technik mitwirken. So kann er einerseits dem Trainer helfen zu verstehen, welche Techniken er trotz seiner Behinderung ausführen kann und zugleich wird er so seine Trainingskameraden davon überzeugen können, dass seine Behinderung kein Grund ist, ihn nicht ernst zu nehmen.

geschrieben von: Neues Unterhaltsames Interessantes von Budoten am: 17.05.2012
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