Kostentragung bei Rücksendungen
Die europäische Union hat eine Vereinheitlichung des Widerrufrechts für Verbraucher beschlossen. Spätestens ab Ende 2013 gelten dann in allen EU-Mitgliedsstaaten die gleichen Regelungen. Dabei wird es für Verbraucher in vielen Ländern Verbesserungen geben, während Verbraucher aus Deutschland und Finnland künftig eine leichte Verschlechterung hinnehmen müssen.
In allen Ländern wird künftig ein einheitliches 14-tägiges Widerrufsrecht gelten.
Das in Deutschland sehr einseitig auf den Vorteil der Verbraucher ausgerichtete Widerrufsrecht mit seinen komplizierten und schwer verständlichen Ausnahmeregelungen zur Kostentragungspflicht bei Rücksendungen wird hingegen so nicht weiter bestehen. Deutschland wollte seine einzigartig komplizierte und umständliche Regelung gern in allen EU-Mitgliedsstaaten eingeführt wissen, jedoch konnte sich Deutschland damit nicht durchsetzen.
Künftig gilt: Der Händler muss die Hinsendekosten tragen und der Verbraucher muss immer für die Rücksendung aufkommen es sei denn, die gelieferte Ware entspricht nicht der bestellten.
Bisher musste der Händler auch die Kosten der Rücksendung tragen, wenn nicht mit den Kunden zulässigerweise vereinbart war, dass dieser die Kosten der Rücksendung zu tragen hat, wenn der Rücksendewert 40 Euro nicht überschreitet.
Auch weiterhin steht es Händlern frei, Kunden kostenfreie Rücksendungen anzubieten. Es ist jedoch anzunehmen, dass eine nicht unbedeutende Zahl von Händlern künftig keine kostenfreien Rücksendungen mehr anbieten wird. Der Grund hierfür ist relativ einfach: Eine sehr kleine Zahl von Verbrauchern nutzt die bestehenden Regelungen aus und verursacht damit erhebliche Kosten für die Händler. Es werden Auswahlbestellungen in großer Zahl getätigt oder es werden bewusst weitere Artikel mitbestellt, die nur dazu gedacht sind sicherzustellen; dass die Rücksendung letztlich wirklich kostenfrei ist.
Wenn Verbraucher künftig an den Kosten mitbeteiligt werden, so ist dies aus meiner Sicht nicht nur gerecht, sondern es dient nicht zuletzt auch dem bewussterem Umgang mit Resourcen.
Jedes Ware die unnötige bewegt werden muss, erhöht die Kosten für sie Versandhändler, erhöht den Ausstoß von Kohlendioxid beim Transport, steht anderen Kunden nicht zur Verfügung, ist auf dem Transportweg erhöhten Risiken ausgesetzt …
Nicht zuletzt jedoch werden sich durch die bevorstehenden Änderungen jedoch für alle – also nicht nur für jene die bisher von den bestehenden Regelungen für die Rücksendungen profitiert haben – erhebliche Vorteile ergeben, die von vielen in ihrer Dimension und Tragweite noch gar nicht richtig abgeschätzt wird. Die Allgemeinheit darf nämlich mit höheren Steuereinnahmen einerseits und zugleich mehr Service bei besseren Preisen rechnen.
Warum?
Die durch die Retouren verursachten Mehrkosten sind zumindest anteilig in den Produktpreisen mit eingerechnet. Dies zwar in der Regel nie in voller Höhe, so jedoch immer zu einen gewissen Prozentsatz. Ein Unternehmen, dass im Monat 1.000 Retouren abwickelt und dafür je Paket 5,00 EUR Versandkosten tragen muss, hat im Jahr eine Kostenersparnis von 60.000 EUR zu verzeichnen. Hieraus ergeben sich allein aus der Umsatzsteuer für den Staat Mehreinnahmen von 9.580,00 EUR. Dazu kommen weitere Steuereinnahmen von etwa 15.000 EUR aus Einkommensteuer und Körperschaftssteuer – zusammen also rund 25.000 EUR jährlich. Diese Zahl auf alle im Versandhandel tätigen Unternehmen hochgerechnet ergibt zu erwartende Mehreinnahmen von mehreren hundert Millionen Euro – Geld, das letztlich der Allgemeinheit zu gute kommt.
Zugleich werden Versand-Unternehmen künftig in erheblichem Maße (Einsparungen von mindestens 30% sind zu erwarten) bei den zusätzlichen für die Bearbeitung der Retouren entstehenden Kosten entlastet, da anzunehmen ist, dass Verbraucher um den eigenen Geldbeutel zu sorgsamer bei der Auswahl ihrer Bestellung sind und tatsächlich nur das bestellt wird, was auch wirklich benötigt wird. Gut man von einen durchschnittlichen Gehalt von 15 EUR pro Stunde und einer Bearbeitungszeit von nur 10 Minuten / Retoure aus, so ergibt sich bei 1.000 angenommenen Retouren bereits eine Kostenersparnis für die Unternehmen von 50 Stunden monatlich (= 9.000 EUR / Jahr). Letztere Ersparnis wiederum wird wohl von den meisten Unternehmen zur Verbesserung des Services eingesetzt werden, was allen Kunden zugute kommt.
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