Werde ich beim Boxen niemals so einen harten Schlag drauf haben können?

Ich habe gehört das die Schlagkaft bei jedem angeboren ist und das man die nur bis zu einem bestimmte grad trainieren kann und dann sei schluss. Nur stimmt das? Ich zum Beispiel war auch als Kind nie in der Lage Bälle so weit zu werfen wie die anderen. Die weiteste Entfernung die ich je erreicht habe war 11 Meter und das hat sich bis heute kaum verändert. Und Kugelstoßen kann man ja mit Schlagkraft aus dem Boxen vergleichen. Und einen wirklich harten Schlag habe ich auch nicht drauf. Kann man sowas wirklich nicht antrainieren? Werde ich immer schwache Schläge haben? Wie haben es die Profi Boxer geschafft? Unter all denen waren doch bestimmt auch ein oder zwei Kandidaten die keinen sehr harten Schlag drauf haben oder? Wie haben die es geschafft? Und kann man auch ohne Talent beim Boxen so gut werden das man auch mit dem besten aus der Amateurliga mithalten kann wenn man nur einige Jahre hart trainiert?

Um es vorwegzunehmen: Ein Vergleich von Kugelstoßen und der Schlagkraft im Boxen ist nicht möglich, denn die Kräfte sind nicht gleich.
Richtig ist, dass jeder Mensch bestimmte Veranlagungen hat und diese natürlich auch seine Fähigkeiten bestimmen.
Aber richtig ist auch, dass alles Erlernte im Grunde eine erworbene Fähigkeit ist.
Genetisch vorgegeben und nicht beeinflussbar ist der Anteil der weißen und roten Muskelfasern eines jeden Menschen. Die weißen Muskelfasern bestimmen die Schnelligkeit, während die roten Muskelfasern die Ausdauer bestimmen.
Jeder Mensch verfügt über rote und weiße Muskelfasern. Je größer der Anteil weißer Muskelfasern ist, desto größer die Fähigkeit die Muskeln schnell kontrahieren zu können. Umgekehrt sind Menschen mit einem hohen Anteil roter Muskelfasern zu besseren Ausdauerleistungen fähig.
Sowohl Schnelligkeit als auch Ausdauer kann trainiert werden. Die natürliche Grundveranlagung mag dem Sportler anfangs einen gewissen Vorsprung gegenüber anderen verschaffen, aber dies verändert sich im Laufe der Zeit, denn man kann nahezu alles trainieren und auch in gewissem Maße beeinflussen. Je früher man beginnt und je intensiver man trainiert, um so höher die Wahrscheinlichkeit, die natürliche Grundveranlagung zu beeinflussen und in die eine oder andere Richtung zu lenken.
Die Schlagkraft beim Boxen entwickelt sich aus der Fähigkeit, die Muskeln in möglichst kurzer Zeit zu kontrahieren, d.h. anzuspannen. Besondere Bedeutung haben in diesem Zusammenhang die weißen Muskelfasern. Je größer ihr Anteil, desto schneller kann der Muskel kontrahieren.
Die sich im Schlag entfaltende Energie wird als Kraft = Masse mal Beschleunigung zum Quadrat berechnet. Der Beschleunigungsfähigkeit steht damit an erster Stelle.
Ganz so einfach ist das natürlich nicht, denn wir wissen aus der Physik, dass Kraft = Gegenkraft ist. Das bedeutet, dass die auf ein Ziel einwirkende Kraft auch von dem Ziel wieder auf einen selbst zurückgeworfen wird. Der Kämpfer muss diese Kraft aushalten, damit die Schlagenergie letztlich im Ziel ihre Wirkung entfalten kann.
Das ist die Theorie. In der Praxis geht es jedoch darum zu verstehen, dass an einem Schlag niemals nur die Muskeln der Faust oder des Armes, sondern immer der gesamte Körper beteiligt ist. Hierbei kommt es auf die Koordination aller Bewegungen an. Die Muskeln müssen dabei auch in der richtigen Reihenfolge angespannt werden, damit der Körper auch wirklich der Schlagkraft des Armes weitere Kraft verleihen kann und nicht im ungünstigsten Fall sogar die Kraftentfaltung behindert. Das nennt man Technik.
Dazu kommt natürlich auch Erfahrung, Reaktion, Distanzgefühl und Kontrolle …
Wie eingangs schon erwähnt: Alles Erlernte ist letztlich eine erworbene Fähigkeit. Insofern gilt, dass Talent anfangs einen Vorteil bedeutet. Doch letztlich ist mehr als Talent der Wille des Kampfsportlers entscheidend. Das beste Talent nutzt nichts, wenn es nicht gefördert und eingesetzt wird. Ein Kämpfer der sich genügend anstrengt, wird möglicherweise mehr Zeit und Mühen aufwenden müssen als ein Naturtalent, jedoch kann er mit einem starken Willen weitaus besser werden, als jedes Naturtalent. Wer trainiert erwirbt neue Fähigkeiten. Jeder kann so seine Grenzen überwinden und zu neuen Ufern aufbrechen. Insofern kann man vieles erreichen.
Ob man damit auch in der Amateuerliga oder gar im Profi-Bereich mithalten kann ist eine andere Frage. Hierzu gehört nicht nur eine wahre Kämpfernatur im Sinne von Durchsetzungsvermögen sondern auch der Wille zum Kämpfen, der Wille die eigenen Fähigkeiten im sportlichen Wettstreit unter Beweis zu stellen, der Wille, andere – wenn auch nach sportlichen Regeln – zu verletzen und sich so den Weg zum Sieg freizukämpfen.
Das ist nicht jedermans Sache und so ist neben dem Willen sich durch hartes Training neue Fähigkeiten zu erschließen außerdem die Bereitschaft erforderlich, diese Fähigkeiten auch gegen andere zu einzusetzen auch wenn das bedeutet, diese zu verletzen. Dies wiederum ist ein Punkt, den nicht viele bereit sind zu überschreiten – jedenfalls dann nicht, wenn es „nur“ um den sportlichen Vergleich geht. Kämpferische Fähigkeiten zur eigenen Verteidigung oder zur Verteidigung anderer einzusetzen ist eine völlig andere Sache.

geschrieben von: Neues Unterhaltsames Interessantes von Budoten am: 22.03.2012
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