Schmerz ist auch ein Gefühl

Unlängst hörte ich folgendes Statement von einem Kind, das zuvor bei einem anderen Lehrer trainiert hatte: „Schmerz ist auch ein Gefühl.“

Ist Schmerz wirklich ein Gefühl, ein für den Lernprozess notwendiges Gefühl?

Ich persönlich habe mit dieser Aussage meine Probleme in Bezug auf ein gutes Training, kann ihr jedoch zugleich einen gewissen Wahrheitsgehalt nicht absprechen. Es war im Advent als wir meiner damals noch sehr kleinen Schwester zeigten, wie man mit dem Finger durch die Flamme der brennender Kerze gehen kann ohne sich dabei weh zu tun. Natürlich wollte meine kleine Schwester dies auch probieren. Sie hielt ihre kleinen Finger direkt in die Flamme. Schnell wurde es heiß. Aber statt die Hand wieder zurückzuziehen begann sie nur zu schreien. Schnell eilte unsere Mutter herbei und befreite sie aus der misslichen Lage indem sie die Hand meiner kleinen Schwester aus der Flamme holte. Von diesem Moment an wusste meine kleine Schwester ganz genau, was „heiß“ ist. Sie hielt sich fortan von Flammen und anderen heißen Gegenständen fern. Das alte Sprichwort „Gebranntes Kind scheut das Feuer“ hat sich wieder einmal bewahrheitet.

Durch Schmerz kann man lernen. Aber kann man durch Schmerz auch gut lernen? Ich wage das zu bezweifeln. Es gibt mit Sicherheit bessere und intelligentere Wege zu lernen.

Um kurz bei der eingangs erzählten Geschichte zu bleiben: meine Schwester war von dieser Begebenheit an übervorsichtig und sie brauchte sehr lange um sich heißen Gegenständen (z.B. dem Kochtopf auf dem Herd) wieder unbefangen zu nähern. Das ist genau das Problem mit dem Schmerz.

Schmerz ist ein Signal des Körpers, welches uns warnt. Es ist eine Art Alarmsystem, dessen Signale man nicht missachten sollte, denn es schützt vor Verletzungen. Den Schmerz künstlich – ob durch Selbstsuggestion oder Drogen – auszuschalten, führt unweigerlich zu Verletzungen. Die Kenntnis, dass eine bestimmte Handlung einen Schmerz auslösen wird, führt aus einer Art Selbstschutzreflex heraus dazu, dass der Ausführende versuchen wird die sich anschließende schmerzhafte Erfahrung wenn irgend möglich zu vermeiden. Somit wird es häufig zugleich unmöglich, die Technik korrekt auszuführen.

Der kluge Lehrer wird daher nach besseren Mitteln und Wegen suchen. Nicht immer werden sich schmerzhafte Erfahrungen vermeiden lassen, aber Schmerz als notwendig für das Erreichen eines Ziels zu erachten halte ich nicht nur für gefährlich sondern für grundsätzlich falsch, es sei denn, man will die härtesten Kämpfer der Welt ausbilden.

Welches Ziel auch immer, ob Kampfkunst oder Kampfsport, die Kunst ist für den Menschen da, nicht umgekehrt. Davon ausgehend verbietet sich die Annahme, dass Schmerz eine für das Erreichen des Lernziels unabdingbare Notwendigkeit ist. Eher im Gegenteil: wird der Schmerz ignoriert, missachtet man damit zugleich ein wichtiges Warnsystem des Körpers. Das ist ganz so als würde man eine Alarmanlage installieren, den durch sie ausgelösten Alarm ignorieren und sich danach wundern, das Diebe alles mitgenommen haben. Nein, wenn es eine Alarmanlage gibt, wird man doch wohl eher auf den ausgelösten Alarm reagieren. Ganz so sollte es eigentlich auch mit den Warnsignalen unseres Körpers sein.

Ein verantwortungsvoller Lehrer weiß das und wird im Interesse seiner Schüler darauf achten. Denn: ihm liegt die Gesundheit seiner Schüler am Herzen. Werden Warnsignale misachtet, sind Verletzungen und möglicherweise sogar dauerhafte Schädigungen die logische Konsequenz. Dieser Lehrer zieht vielleicht einige harte Kämpfer heran. Zugleich aber zerstört er die in die Kampfkunst gesetzte Hoffnung vieler Schüler, die sich enttäuscht von den Kampfkünsten abwenden werden.

Wer seine Schüler halten und für die Kampfkunst begeistern will muss klug handeln. Liebevolle Eltern erheben nicht die Hand gegen ihre Kinder. Sie schlagen nicht, sondern suchen andere Mittel ihrem Kind den richtigen Weg zu zeigen.

Ja, Schmerz ist auch ein Gefühl aber ein schlechtes. Es erzeugt Angst und Hass. Nur selten erreicht man durch Schmerz das Gegenteil. Eine Kampfkunst durch Liebe, Rücksicht und Verständnis vermittelt, wird in guter, dankbarer und dauerhafter Erinnerung bleiben. Ein Lehrer der dies berücksichtigt wird von seinen Schülern geehrt und geachtet werden. Eine Achtung die nicht auf Furcht und Angst gründet, sondern auf ehrlichen Achtung und tiefen Respekt.

geschrieben von: Neues Unterhaltsames Interessantes von Budoten am: 21.01.2010
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