Mobbing – Ein Phänomen unserer Zeit

Mobbing wird immer häufiger als Grund für eine Krankschreibung angeführt. Das Mobbing krank machen kann, ist zweifellos richtig. Doch die eigentlich entscheidendere Frage ist doch: Ist jede empfundene Ungerechtigkeit auch Mobbing?

Ist Mobbing eine Erscheinung unserer Zeit? – Ich glaube ja. Die klar hierarchisch gegliederte Gesellschaft früherer Zeiten, erlaubte im Regelfall kein Ausbrechen aus den einzelnen gesellschaftlichen Stufen. Jeder „wusste“ wohin er gehört und was er aufgrund seiner Stellung durfte und was außerhalb seiner Möglichkeiten lag.

Heute kann Jeder in der Theorie alles erreichen, denn Jeder ist vor dem Gesetz gleich und hat die gleichen Chancen. Tatsache ist aber auch, dass die Menschen nicht gleich sind, denn ein jeder von uns verfügt über andere Gaben und so setzen beispielsweise Intellekt, Begabung und Geschick Grenzen des Erreichbaren.

In der Gesellschaft wird ausgehend vom marxistischen Klassenkampf (Lohnarbeiter gegen wohlhabende Bürger) heute eher eine Rollen-Ideologie vertreten – nämlich die vom Opfer und Täter, die aber ansonsten nahtlos an Marx‘ Ideen anknüpft.

Demnach ist beispielsweise das Nichterreichen einer bestimmten Position, die Nichtanerkennung der eigenen Leistung aus dieser Sicht nur dem Handeln derer geschuldet, die einem selbst das Fortkommen erschweren, während man selbst als Opfer den Tätern ausgeliefert ist.

Mit einer solchen Haltung wird man aber auch selbst nie etwas positiv verändern können, denn Verändern erfordert Aktion und nicht passives Erleben. Man ist selbst gefordert. Dies wiederum bedeutet, dass man selbst tätig werden muss. Ein Satz aus meiner Kindheit ist mir Gedächtnis hängen geblieben: „Ein Fisch, der mit Strom schwimmt, von dem weiß man nicht, ob er noch lebt. Schwimmt ein Fisch aber gegen den Strom, dann ist er voller Leben.“

Ich wage zu behaupten, dass mindestens 50% der heute als Mobbing wahrgenommenen Handlungen kein echtes Mobbing sind. Auch ein maßgeblicher Anteil der verbleibenden durchaus als Mobbing zu charakterisierenden Fälle können durch den richtigen Umgang mit dem Täter abgestellt werden.

Mobbing wird von Wikipedia wie folgt beschrieben: „Mobbing oder Mobben (in Englisch üblicherweise Bullying) als soziologischer Begriff, beschreibt psychische Gewalt, die durch das wiederholte und regelmäßige, vorwiegend seelische Schikanieren, Quälen und Verletzen eines einzelnen Menschen durch eine beliebige Art von Gruppe oder Einzelperson definiert ist. Zu den typischen Mobbinghandlungen gehören u. a. Demütigungen, Verbreitung falscher Tatsachenbehauptungen, Zuweisung sinnloser Aufgaben und anderweitiger Machtmissbrauch, Gewaltandrohung, soziale Exklusion oder eine fortgesetzte, unangemessene Kritik an einer natürlichen Person oder ihrem Tun, die einer Tyrannei bzw. einem unmenschlich-rücksichtslosen Umgang gleichkommt.“

Bei vielen (nicht allen) der vorstehend aufgeführten beispielhaften Handlungen zeigt sich aber auch ein Problem zwischenmenschlicher Kommunikation: Mobbing hat nämlich auch und vor allem etwas mit der eigenen Wahrnehmung der Aktion Anderer zu tun und auch damit, wie man selbst darauf reagiert.

Ich bin der Meinung, dass zum Mobbing immer mindestens zwei gehören: 1) der oder die Mobber und 2) der oder die Gemobbte.

Wenn sich der Gemobbte nicht mobben lässt, laufen die „Bemühungen“ des Mobbenden ins Leere.

Insofern muss jeder Betroffene für sich die Entscheidung treffen, ob er – um im heutigen Sprachgebrauch zu bleiben – Opfer sein will oder nicht. Nicht Opfer zu werden, ist nicht einmal so schwer.

Warum treffen uns Demütigungen, Benachteiligungen und Ungerechtigkeiten Anderer?

Liegt es daran, dass wir uns ausgerechnet von diesen Personen nach Anerkennung sehnen? Wenn ja: Warum erwarten wir denn ausgerechnet von diesen Personen Anerkennung?

Einer meiner Professoren brachte immer den folgenden Spruch: „Was juckt’s die Eiche, wenn sich das Schwein an ihr scheuert?“ Im Zusammenhang mit Mobbing stellt sich hier die grundsätzliche Frage: Warum lasse ich mich (als Eiche) von Anderen verletzten?

Das Empfinden von Ungerechtigkeiten, Demütigungen und Benachteiligungen ist in erster Linie eine persönliche Wahrnehmung, ein persönliches Empfinden, oftmals aber gerade keine objektiv (durch Dritte) feststellbare Tatsache – wenngleich auch hier Mobbing bestätigt werden kann.

Bei dem Handeln der Anderen, der Mobbenden, ist zu unterscheiden zwischen dem zielgerichteten Handeln mit der Absicht, den anderen zu mobben oder zu schneiden und dem Bemühen, den Betreffenden durch berechtigte Kritik persönlich in seinem Fortkommen zu fördern.

Die Art und Weise, wie Kritik angebracht wird, mag im Einzelfall unangebracht sein. Doch das sind Oberflächlichkeiten, die auf keinen Fall im Vordergrund stehen sollten. Wenn ich mich aber in meiner Opferrolle „wohlfühle“, dann suche ich (unbewusst) nach Gelegenheiten, wieder eine neue Gemeinheit und Ungerechtigkeit seitens der Anderen zu entdecken, um mich wieder erneut in meinem Grundverständnis, dass alle Anderen mich nicht verstehen, dass alle Anderen böse sind, bestätigt zu sehen. Die als Mobbing wahrgenommene Aktion bestätigt mich als Opfer. Ich bin dem Täter hilflos ausgeliefert.

Da die Gesellschaft immer mehr Empathie für Opfer und Benachteiligte einfordert, erhalte ich jetzt in meiner eigenen Wahrnehmung endlich die Aufmerksamkeit, die mir zusteht … Doch gerade damit begebe ich mich in einen Teufelskreis, der mich immer weiter nach unten zieht.

Veränderung beginnt immer bei mir, bei meinem Verhalten, bei meiner Wahrnehmung, Interpretation und Reaktion auf Andere.

Ist die angebrachte Kritik, im Kern berechtigt? Wenn ja: Warum empfinde ich dann diese Kritik als ungerecht? Ist es nur die Art meines Mitmenschen, von dem ich etwas mehr Sensitivität oder Verständnis für meine besondere Situation erwartet hätte?

So lange ich erwarte, dass sich nur Andere ändern, ich mich selbst aber nicht ändere, ich selbst dem Anderen auch nicht mitteile, was aus meiner Wahrnehmung heraus problematisch ist, so lange wird sich auch keine Änderung einstellen.

Die zwischenmenschliche Interaktion spielt sich auf vielerlei Ebenen ab. Kommunikation umfasst nicht nur die verbale Kommunikation; auch die Körpersprache, die Mimik und Gestik gehören dazu. So können selbst harte Worte aufgeweicht werden.

Wenn in der Sache berechtigte Kritik als Mobbing empfunden wird, liegt in der weit überwiegenden Zahl der Fälle immer ein Kommunikations-Problem vor, welches sich aber in der Regel lösen lässt. Dies setzt aber voraus, dass man selbst bereit ist, dieses Problem auch anzugehen. Wer über wahrgenommene Probleme nicht spricht, wer (mögliche) Missverständnisse nicht zu klären versucht, trägt letztlich dazu bei, dass das Problem bestehen bleibt.

Es verbleiben somit noch die Fälle echten Mobbings. Gerade hier wird überdeutlich, dass – wie weiter oben schon erwähnt – zum Mobbing immer mindestens zwei Beteiligte gehören: Der Mobber und der Gemobbte.

Um einen wichtigen Unterschied zur vorherigen Kategorie herauszustellen: Beim echten Mobbing handelt der Mobber in der Absicht, den Gemobbten tatsächlich zu mobben, ihn herunterzumachen. Es bedarf hierzu keines wirklichen Grundes. Notfalls wird sich der Mobber auch Anlässe suchen oder gar konstruieren. Der Mobber handelt hier, weil ihm ein solches Verhalten „gefällt“, weil es ihm Genugtuung verschafft, Bestätigung gibt, er sich überlegen fühlen kann.

Klärende Gespräche sind hier eher unangebracht, denn sie werden fruchtlos verlaufen. Es ist nicht zu erwarten, dass sich der Mobber durch klärende Gespräche in seinem triebhaften / zwanghaften Verhalten beeinflussen lässt.

Dennoch ist gerade hierin auch ein Ansatzpunkt zum Umgang mit solchen Personen zu finden. Wenn der Gemobbte sich nicht mobben lässt, dem Mobber Paroli bietet, so erfährt dieser keine Genugtuung, keine Bestätigung, kein Überlegenheitsgefühl. Damit ist die Triebfeder seines Verhaltens gebrochen und er wird von seinem Handeln ablassen.

Erneut erkennen wir aber auch hier: Um Paroli zu bieten (z.B. durch Ignoranz oder betonte Sachlichkeit keinesfalls aber durch eigenes Fehlverhalten), ist eine Änderung meines eigenen Verhaltens, meines eigenen Umgangs mit dem Mobber erforderlich. Dies mag Nerven kosten und Charakterstärke erfordern, aber es lohnt sich.

Zweifellos gibt es aber auch Menschen, die keine Nerven haben, die „harmoniesüchtig“ sind und jeden Konflikt scheuen oder die einfach von Furcht getrieben gelähmt und zu aktiven Handeln unfähig sind. Diesen Menschen, die echtem Mobbing mehr oder weniger wehrlos ausgesetzt sind, muss Hilfe angeboten und widerfahren werden.

Mobbing geschieht selten im Stillen und vollzieht sich extrem selten unbemerkt. Es gibt immer wieder Anzeichen und Signale. Dem aufmerksamen Beobachter wird nicht entgehen, dass beispielsweise auf Arbeit ein Kollege oder in der Schule ein Schüler als Außenseiter behandelt, ausgegrenzt wird und immer wieder die eine oder andere Gemeinheit erfährt. Hier heißt es Aufstehen und dem Täter klare Grenzen aufzeigen. Wenn man sich mit dem Gemobbten solidarisiert, könnte man zwar selbst ins Fadenkreuz geraten, doch mit Professionalität und Charakterstärke, sollte auch dies zu meistern sein.

geschrieben von: Neues Unterhaltsames Interessantes von Budoten am: 30.01.2022
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