Leitlinien bestätigen: Weniger Impotenz und Inkontinenz nach Seed-Implantation als nach OP
Was bereits zahlreiche internationale Studien belegt haben, wurde nun von führenden Experten bestätigt: Prostatakrebs-Patienten, die eine Brachytherapie (innere Bestrahlung) erhalten, leiden nach der Behandlung deutlich seltener unter Beeinträchtigungen ihrer Potenz und Harninkontinenz.
„Der Krebs muss raus und zwar so schnell wie möglich.“ Das war das Erste, was Joachim P. aus Bergisch Gladbach in den Sinn kam, als ihm sein Urologe die Nachricht mitteilte, dass seine Prostata von einem bösartigen Tumor befallen ist. Danach ging alles unheimlich schnell, erinnert sich der 62-jährige Architekt. Nur eine Woche später wurde die Prostata in einer zweistündigen OP vollständig entfernt, darauf folgte ein mehrwöchiger Aufenthalt in der Rehaklinik. Trotz intensivem Beckenbodentraining kann Joachim P. auch zwei Jahre nach der OP seinen Urin nicht optimal halten. Hinzu kommt eine starke Beeinträchtigung seiner Erektionsfä-higkeit.
Joachim P. ist kein Einzelfall. Jedes Jahr werden rund 58.000 Männer mit der Di-agnose Prostatakrebs konfrontiert. Davon wird in Deutschland der Mehrzahl der Männer die Prostata operativ radikal entfernt. „Häufig steht bereits der OP-Termin fest, ohne dass sich der Patient über alternative und schonendere Behandlungsop-tionen informiert konnte“, berichtet Dr. Pedram Derakhshani. „Nebenwirkungen wie Inkontinenz und Impotenz werden von vielen Betroffenen vorbehaltlos hingenommen“, so der Urologe vom Westdeutschen Prostatazentrum in Köln. Dabei sind die Zahlen trotz nervenschonender OP-Techniken noch immer sehr hoch, wie in den neuen Leitlinien zur Früherkennung, Diagnose und Behandlung des Prostatakarzinoms1 jüngst publiziert wurde: Danach leidet im Höchstfall jeder Zweite Patient nach der OP an einer Belastungsinkontinenz und 30 bis 100 Prozent an einer erek-tilen Dysfunktion.1/2
Seed-Implantation viel schonender
Dass die radikale Entfernung der Vorsteherdrüse in Deutschland dennoch bei vielen Ärzten als einzige erfolgreiche Therapieoption bei Prostatakrebs gilt, ist, laut Derakhshani, längst überholt. Zahlreiche Studien4 belegen, dass bei Patienten, deren Tumor auf die Prostata begrenzt ist, mit Operation, Brachytherapie (innerer Bestrahlung) und äußerer Bestrahlung die gleichen Heilungsraten erreicht werden.
Die Brachytherapie hat einen wesentlichen Vorteil gegenüber der Operation: “Durch eine exakte Verteilung der Strahlendosis können wir den Tumor bestrahlen, ohne umliegende Strukturen wie Harnröhre oder Schließmuskel zu beschädigen“, erklärt Dr. Gregor Spira, Strahlentherapeut im WPZ. So zeigen mehrere Studien, darunter eine US-amerikanische Studie vom August dieses Jahres, dass eine erek-tile Dysfunktion nach der Radikal-OP bei 70 Prozent und nach der Seed-Implantation bei 14 Prozent auftritt4. Auch die Harninkontinenz, die nach der radi-kalen Entfernung der Prostata bei bis zu 50 Prozent liegt, ist mit 0,3 bis 3 Prozent nach Seed-Implantation verschwindend gering und tritt eigentlich nur nach voran-gegangener Prostataausschälung (TURP) auf.
Hinzu kommt, dass die Brachytherapie auch hinsichtlich der Lebensqualität und Patientenzufriedenheit der Operation überlegen ist. Das zeigen Ergebnisse der bundesweit größten Patientenbefragung5: 93 Prozent der Patienten, die sich für eine Brachytherapie entschieden, waren mit der Wahl der Behandlung sehr zufrie-den. Dagegen betrug die Zufriedenheit nach Radikal-OP nur 79 Prozent.
Literatur:
1 Konsultationsfassung der S3-Leitlinie zum Prostatakarzinom 2009, Deutsche Gesellschaft
für Urologie (DGU)
2Thompson I, Thrasher JB, Aus G, Burnett AL, Canby-Hagino ED, Cookson MS,
D’Amico AV, Dmochowski RR, Eton DT, Forman JD, Goldenberg SL, Hernandez J,
Higano CS, Kraus SR, Moul JW, Tangen CM, AUA Prostate Cancer Clinical Guideline
Update Panel. Guideline for the management of clinically localized prostate cancer:
2007 update. J Urol 2007;177(6):2106-31.
3 Jim C. Hu, MD, MPH; Xiangmei Gu, MS; Stuart R. Lipsitz, ScD; Michael J. Barry, MD; An-thony V. D’Amico, MD, PhD; Aaron C. Weinberg, MD; Nancy L. Keating, MD, MPH: Compara-tive Effectiveness of Minimally Invasive vs Open Radical Prostatectomy; JAMA. 2009;302(14):1557-1564.
4 Chen R.C., Clark J.A.; Talcott J.A.: Individualizing Quality-of-Life Outcomes Reporting: How localized prostate cancer treatments affect patients with different levels of baseline urinary, bowel and sexual function; Journal of Clinical Oncology, 2009; 27 (24), 3916 – 3922.
5Wagner, W. et al. 2008: Patients` general contentment with and Quality of Life (QoL) after treatment for prostate cancer (PC) and oncological rehabilitation.
Andrea Hertlein
Westdeutsches Prostatazentrum
Hohenstauffenring 28
50674 Köln
Telefon: +49 (0) 221 / 924 24 455
Telefax: +49 (0) 221 / 924 24 460
Quelle: openPR
geschrieben von: Neues Unterhaltsames Interessantes von Budoten am: 11.08.2010bisher keine Kommentare
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