Kampfkunst härtet gegen Schmerzen ab – für Kampfsportler sind Schmerzen anders
Was viele schon immer vermuteten, ist nun durch Mediziner und Wissenschaftler des Uniklinikums Bochum zur Gewissheit geworden: Kampfkunst härtet gegen Schmerzen ab. Aber Kampfsportler empfinden Schmerzen genauso wie andere Menschen auch. Doch es gibt einen wichtigen Unterschied: Der Schmerzreiz wird anders verarbeitet und daher als nicht so stark wahrgenommen.
Das Ergebnis der Untersuchungen kann wie folgt zusammengefasst werden: Kampfkünste verändern die Schmerzempfindlichkeit. Wie die Bochumer Forscher feststellten, spüren Kampfsportler Schmerzen genauso wie andere Menschen, verarbeiten aber den Schmerzreiz anders.
Auch wenn einige Pressemeldungen ausschließlich die untersuchten asiatische Kampfkünsten nennen und damit unterstellen, dass ausschließlich diese Menschen unempfindlicher gegen Schmerzen machen; so sind diese Aussagen dahingehend zu berichtigen, dass dies im Grunde auf alle Kampfsportarten zutrifft.
Das Ergebnis der am Uniklinikum Bergmannsheil in Bochum durchgeführten Studie fast die Studienleiterin Monika Dirkwinkel wie folgt zusammen: „Kampfkünstler gehen viel gelassener mit Schmerzen um und scheinen auch weniger empfindlich zu sein.“.
Die Abhärtung gegen Schmerzen ist ein positiver Nebeneffekt des Kampfsport-Trainings. Die Bochumer Neurologen testeten mit Hirnstrommessungen (EEG) die unbewusste Reaktion auf experimentell erzeugte Schmerzreize an Kampfsportlern und im Vergleich hierzu an Breitensportlern. Dabei untersuchten sie sowohl die
subjektive Wahrnehmung als auch die emotionale Bewertung.
Andere Schmerzverarbeitung
Die Erklärung für die verringerte Empfindlichkeit liegt dem Ergebnis der Studie zufolge offenbar eher in der Schmerzverarbeitung als in der Wahrnehmung. Das Training zur Stärkung des Körpers, welches natürlich auch die Muskeln, Sehnen und Gelenke stärkt sowie die Knochen kräftigt, beeinflusst die Schmerzresistenz nicht.
„Wir konnten keine körperlichen Veränderungen bei Kampfsportlern
feststellen, die die verminderte Wahrnehmung von Schmerzen erklären würden“, sagt Monika Dirkwinkel.
Allerdings ändert sich nach Angaben der Universitätsklinik bei Kampfsportlern die psychische Akzeptanz von Schmerzen. „Die meisten Menschen klagen über Schmerzen und versuchen sie etwa durch Medikamente zu behandeln“, so Monika Dirkwinkel. „Für Kampfsportler ist das Schmerzgefühl hingegen nicht negativ
behaftet, sondern selbstverständlicher Teil des Trainings.“
Schmerzen sind zwar weder schön noch angenehm, jedoch beim Üben von Abwehr- und Angriffstechniken und dem sich damit zwangsläufig ergebenden mehr oder weniger starken Kontakt unvermeidbar. Diese Schmerzen sind damit eine alltägliche Trainingserfahrung, was in der Folge natürlich Auswirkungen auf sie Schmerzempfindung bzw. -wahrnehmung hat. Wer ständig mit Schmerzen konfrontiert ist, stumpft in gewisser Weise ab. Anders ausgedrückt: Das Schmerzlevel, also der Punkt von dem an Schmerzen als Schmerzen eingestuft werden, steigt. Ein ähnliches Phänomen ist jedoch auch im Alltag zu beobachten. Menschen, die ständig Lärm ausgesetzt sind, blenden diesen in gewisser Weise aus. Menschen, die in einer wundervollen Umgebung leben, nehmen diese ganz anders war, da diese Umgebung für sie nichts Besonderes, sondern Alltag ist.
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