Hiroshima und Nagasaki: Die Atombomben-Abwürfe

Die Atombomben-Abwürfe auf Hiroshima und Nagasaki jähren sich dieser Tage zum 75. Mal. Diese zwei Atombomben-Abwürfe zusammen forderten rund 100.000 Menschenleben.
Die kleinere der beiden Bomben, die am 6. August 1945 auf Hiroshima fiel, kostete zwischen 70.000 und 80.000 Menschenleben. Einige deutsche Missionare, die zu jener Zeit in Hiroshima arbeiteten, wurden Zeugen des Atombombenabwurfs und haben sehr eindrückliche Aufzeichnungen zu den Geschehnissen hinterlassen.
Was hierzulande kaum jemand weiß: Die konventionelle Bombardierung Tokyo’s wenige Monate zuvor forderte weit über 100.000 Menschenleben. Die aus Holz und Papier gebauten japanischen Häuser wurden durch Brandbomben gezielt in Brand gesetzt. Der dadurch entfachte Feuersturm forderte somit mehr Menschenleben als die Atombombe auf Hiroshima.
So wie Tokyo wurden danach systematisch alle größeren japanischen Städte mit Brandbomben angegriffen und die Stadtzentren und die Bewohner der Städte eingeäschert. Die alte Kaiserstadt Kyoto ist eine der wenigen Großstädte Japans, die kein Opfer der Flächenbombardements wurde.
Wenige Tage später, am 9. August 1945 wurde dann Nagasaki Opfer der zweiten Atombombe. Eigentlich war Nagasaki überhaupt nicht als Hauptziel vorgesehen gewesen. Das eigentliche Ziel war die auf Nordkyushu befindliche Hafenstadt Kokura gewesen. Eine dichte Wolkendecke über Kokura bewahrte die Stadt vor dem ihr zugedachten Schicksal. Auch Nagasaki hätte befehlsgemäß verschont werden müssen, denn vorgesehen war ein Direktabwurf auf das Hafengebiet mit den riesigen Mitsubishi-Schiffswerften. Dichte Wolken verhinderten einen Abwurf. Ein kurzes Aufklaren des Himmels genügte dem Piloten und er klinkte die Bombe aus.
Die Atombombe verfehlte ihr vorgesehenes Ziel um mehrere Kilometer. Sie fiel auf dircht bewohntes Gebiet. Obwohl die auf Nagasaki abgeworfene Bombe die größere der beiden Bomben war, wurde die Wucht der Explosion durch die Nagasaki umgebenden Berge abgemildert. So starben in Nagasaki „nur“ etwa 20.000 Menschen. Die Stadt brannte mehrere Tage.
Unter den Opfern in Nagasaki waren auch etliche nach dem Atombombenabwurf auf Hiroshima evakuierte Menschen. Sie erlebten so das Grauen eines Atombombenabwurfs innerhalb weniger Tage ein zweites Mal.
Beide Städte treten gemeinsam dafür ein, dass Atomwaffen weltweit geächtet werden, denn das Schicksal, das ihre Bewohner ereilte, soll keine weitere Stadt erleiden müssen.
Die USA vertreten die Ansicht, dass die Atombomben-Abwürfe trotz der unzähligen Opfer hunderttausende Leben gerettet hätten. Sie beziehen sich dabei auf geschätzte Opferzahlen, unter ihren eigenen Truppen und den japanischen Truppen, die sie bei einer Invasion auf den japanischen Hauptinseln befürchteten. Bereits die verlustreichen Schlachten auf Iwojima und später auf Okinawa hatten den Amerikanern gezeigt, dass die Japaner zu allem entschlossen waren und lieber den Tod wählten, als sich dem Feind zu ergeben.
Tatsache ist, dass wenige Tage vor den Atombomben-Abwürfen die japanische Regierung bereits an die Sowjetunion mit der Bitte um eine Vermittlerrolle zwischen Japan und den USA herangetreten war. 1941 hatte Japan mit der Sowjetunion einen Nichtangriffspakt geschlossen, der der Sowjetunion die Möglichkeit verschaffte, im Westen dringend benötigte Truppen aus Fernost abzuziehen und an die West-Front zu werfen, um dort die angreifenden deutschen Truppen zurückzuschlagen.
Da Japan sich an den Nichtangriffspakt gehalten hatte, war die japanische Regierung wohl der Meinung, auf die Sowjetunion als Vermittler zählen zu dürfen. Doch die Antwort der Sowjetunion war ein Angriff auf breiter Front – in der Mandschurei und auch auf den Kyrilen im Norden Japans.
Nun von zwei Seiten bedroht, sah sich Japan nicht mehr in der Lage, weiter Widerstand zu leisten. Selbst die Hardliner im japanischen Oberkommando hatten die Aussichtslosigkeit der Lage erkannt. Die Kapitulation Japans war mit dem Kriegseintritt der Sowjetunion in Fernost nicht mehr eine Frage des Ob sondern nur noch des Wann.
In diese Situation hinein fielen die beiden Atombomben, die aus meiner Sicht absolut nicht mehr nötig gewesen wären. Dennoch dürfen wir annehmen, dass die beiden Atombomben die Bereitschaft zur Kapitulation beschleunigt haben und insofern als Katalysator für das Kriegsende am 15. August 1945 in Fernost betrachtet werden können.
Dennoch bleibt der Abwurf der Atombomben – ebenso wie die Bombardierung der Innenstädte – ein Kriegsverbrechen. So wie die amerikanische Regierung 1937 die Bombardierung von Shanghai als Kriegsverbrechen verurteilet, bei dem rund 2.000 Zivilisten den Tod fanden, kann umgekehrt für die Bombardierungen aller größeren japanischen Städte bei denen jeweils zehntausende Zivilisten umkamen nichts anderes gelten, denn der Zweck heiligt eben gerade nicht die Mittel. Jeder muss sich auch an seinen eigenen Maßstäben messen lassen.
geschrieben von: Neues Unterhaltsames Interessantes von Budoten am: 6.08.2020bisher keine Kommentare

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