Ende mit Schrecken oder Schrecken ohne Ende?
Die Aufregung über die flächendeckende Spionage und Verletzung der Privatsphäre ist scheinheilig. Alle, die es technisch und finanziell können, machen es. Wir werden uns daran gewöhnen müssen, sollten allerdings zweierlei tun: Erstens mit der Preisgabe persönlicher Informationen äußerst zurückhaltend sein, und zweitens über Öffentlichkeit und Einfluß auf die Politiker dafür sorgen, daß die Schnüffeleien transparent und nach verbindlichen Regeln durchgeführt sowie auf das Notwendige beschränkt werden. „Der Gläserne Bürger scheint für die Zukunft sicher. Offen ist nur noch die Frage, ob es gelingen wird, den Mißbrauch seiner Daten für Privatinteressen zu verhindern.“
Europa muß sich allerdings endlich ideologisch von den USA abkoppeln. Der amerikanische Way-of-Life ist nicht der Weg zum gebildeten souveränen Individuum, das sich gegenüber seinen macht- und geldhungrigen Zeitgenossen behaupten und seinen Anteil am gemeinsam erarbeiteten Wohlstand einfordern kann. Eine plutokratische Freibeuterkultur, in der Profit das alles beherrschende Erfolgskriterium ist und die Masse der Menschen nichts weiter ist als das Mittel Weniger zu immer maßloserer Profiterzielung, ist ethisch verabscheuungswürdig und sichert den Europäern keine lebenswerte Zukunft.
USA sind in keiner Weise Vorbild für Europa, weder sozial noch rechtsstaatlich. Umgekehrt ist das schon eher der Fall, wenn auch in Europa viel mehr als gut tut und nötig wäre im Argen liegt. Der Mensch ist eben ein räuberisches Rudeltier, und da sind immer die wenigen Dominanten versucht, die vielen Submissiven für ihre Zwecke auszubeuten. Je mehr Menschen aber ihre archaischen Instinkte durch den Geist beherrschen, desto mehr Chancen entstehen für bürgerliche Einmischung in das – allzu häufig eigensüchtige und klientelorientierte – Treiben der Politiker. Ein Prüfstein wird das geplante Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA sein. Dabei wird es gelten, gesundheits- und umweltgefährdende Zugeständnisse an die USA zu verhindern und sich nicht durch zukünftige Heilsversprechungen bezüglich steigenden Wirtschaftswachstums und zusätzlicher Arbeitsplätze einlullen zu lassen. Das einzige, was das Abkommen sehr wahrscheinlich leisten wird, sind zusätzliche Profite für einige Großkonzerne und deren Vorstände.
Ein Freihandelsabkommen mit Zugeständnissen beim – ohnehin noch stark verbesserungsbedürftigen – europäischen Verbraucherschutz oder bei Umweltschutzstandards wäre nicht nur überflüssig, sondern für die Europäischen Bürgerinnen und Bürger ein ganz schlechtes Geschäft. Es bedeutete die zukünftige Lebensqualität vieler für eine profitablere Gegenwart weniger zu verhökern.
Dagegen sollte sich Europa auch vom US-Dollar emanzipieren. In einem möglichen Freihandelsabkommen muß der Euro als gleichberechtigtes Zahlungsmittel festgeschrieben werden. Mit China, den großen Schwellenländern und wichtigen Rohstofflieferanten sollte der Euro als Zahlungsmittel den US-Dollar ablösen. Angesichts der extremen Verschuldung der USA ist der Dollar stark überbewertet. Übrigens: Vermutlich ist diese Erkenntnis die Ursache für das konzertierte Herunterprügeln des Goldpreises durch JP Morgan, Morgan Stanley und die FED. Denn der nicht manipulierte Goldpreis hat die Schwäche des US-Dollars gespiegelt und das war den Herrschaften wohl sehr unangenehm.
Eine Weltwirtschaftskrise ist in naher Zukunft keineswegs unwahrscheinlich. Das Konzept massenhaft billigen Geldes für Banken und insolvente Staaten wirkt nicht wie gewünscht. Profiteure sind allein die Bankster und große Spekulanten. Die Realwirtschaft befindet sich weltweit im Sinkflug und das „Höhenruder“ klemmt. Auf der anderen Seite bilden sich – angetrieben durch Minimalzinsen – Spekulationsblasen am Immobilien- und Aktienmarkt. Nur was nottut, wird nicht getan. Was muß beispielsweise noch passieren, damit die Angelsachsen hüben und drüben endlich bereit sind, einem weltweiten Verbot von Zockereien mit Derivaten aller Art von Aktien, Edelmetallen, Lebensmitteln zuzustimmen? Außer Bankstern und Großspekulanten profitiert dabei niemand. Nur wenn die Kartenhäuser einstürzen sind vor allem die Unschuldigen die dummen.
Die Schieflagen in den Südstaaten der Europäischen Währungsunion und Frankreichs sind auf lange Sicht nur mit Gelddrucken zu lösen. Eine wirtschaftliche Gesundung wird mindestens ein Jahrzehnt beanspruchen, und es ist zweifelhaft, ob langfristig überhaupt eine Angleichung nicht nur der Sozial- und Finanzsysteme, sondern auch der Mentalitäten im Umgang mit Geld möglich ist. Deutschland wird jedenfalls die bei weiterem ökonomischen Verfall der Südstaaten und Frankreichs unvermeidlichen Lasten nicht tragen können. Deshalb scheint ein kontrolliertes Weginflationieren der sich anhäufenden Staatsschulden und der Mittel für die Bankenrettung der einzige Weg zur langfristigen Beherrschung der Krise.
Ein solches Vorgehen wäre allerdings nur unter begleitenden Maßnahmen vernünftig. Einerseits müssen endlich wirksame Maßnahmen zur Verhinderung von Zockereien getroffen und die Banken auf ihre eigentliche Aufgabe zurechtgestutzt werden. Andererseits müssen die Bürgerinnen und Bürger vor der inflationären Entwertung ihrer Einkommen und Geldvermögen geschützt werden. Andernfalls wären der soziale Friede und die Demokratie in Gefahr. Das mindestens Erforderliche wäre eine laufende Anpassung der Renten und der steuerlichen Freibeträge und Freigrenzen. Ein Mindestlohn wäre unabdingbar und müßte ebenfalls zeitnah an die Geldentwertung angepaßt werden.
Man könnte die Chance der Krise aber auch für eine umfassende zukunftssichernde Reform der Steuer- und Sozialsysteme nutzen.
Quelle: openPR
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