Die „brutalsten“ olympischen Spiele ever …

Der japanische Sommer ist brutal. Das weiß jeder, der schon einmal im Sommer in Japan war. Im Sommer 2019 erlitten rund 70.000 Menschen in Japan einen Hitzschlag. Dabei klingen Temperaturen von 35 Grad Celsius zwar hoch aber noch nicht so schlimm, dass sie nicht auszuhalten wären – noch dazu von Leistungssportlern. Doch so einfach ist es nicht.

Der japanische Sommer zeichnet sich vor allem durch eine extrem hohe Luftfeuchtigkeit aus, die bei zwischen 70 und 80% liegt. Es ist also den ganzen Sommer über drückend schwül. Tagsüber heißt die Sonne den Beton der Großstädte auf und wenn die Sonne gegen 19 Uhr untergeht, lässt die Kühle der Nacht auf sich warten, denn nun geben zunächst einmal die Straßen und Gebäude die über den Tag aufgenommene Wärme ab.

Regnet es dann doch einmal, so kann nicht wirklich von einer Abkühlung gesprochen werden. Ich persönlich habe den Sommer-Regen in Japan sogar eher als eine Verschlimmerung der Situation empfunden. Zunächst steigt die Luftfeuchtigkeit durch den warmen Regen weiter an. Hört der Regen dann endlich auf, sieht man wie das Regenwasser vom Boden als Wasserdampf aufsteigt und die Luftfeuchtigkeit auf nahezu 100 Prozent ansteigen lässt.

Der Sommer in Japan lässt sich vielleicht am besten mit einer Dampfsauna oder der guten alten Waschküche beschreiben. Es gibt nur einen kleinen Unterschied: Die Dampfsauna oder die Waschküche kann man verlassen, wenn einem die Luft darin gar zu unerträglich wird. Der japanische Sommer ist einfach da. 24 Stunden täglich, gute zwei Monate lang …

Ich erinnere mich noch gut an meine erste Reise nach Japan im Sommer 2001.
Mein japanischer Freund riet mir, eine Sonnenbrille und vor allem ein Basecap mitzubringen. Ich schaute mir die Temperaturen an und dachte so für mich: Naja, auch nicht so viel anders als bei uns … Wie hatte ich mich getäuscht! Die Sonne schien nicht so stark wie hierzulande, da die hohe Luftfeuchtigkeit einen Dunstschleier entstehen ließ. Der ganze Himmel schien zu strahlen und zu blenden. Eine Sonnenbrille wäre wirklich gut gewesen. Richtigen Schatten gab es aber ebenfalls nicht, da sich das Sonnenlicht eher diffus verbreitete. Auch wenn eine „Mütze“ im Sommer zusätzliche Kleidung bedeutet, so schützt sie doch. Auch das Basecap war ein guter Rat gewesen.
Am Schlimmsten jedoch empfand ich die brütende, drückende Hitze. Schwüle, den ganzen Tag. Der Schweiß lief in Strömen. Am Abend waren auf den T-Shirts immer die Salzkrusten zu sehen, die der getrocknete Schweiß hinterlassen hatte. Schnell lernte ich die kleinen Handtücher zu schätzen, die viele Japaner den ganzen Tag über um den Hals trugen, um den herunterrinnenden Schweiß aufzufangen und sich immer wieder den Schweiß von Armen und Gesicht abzuwischen.
Zum Glück wehte oft ein vergleichsweise kräftiger Wind, der zwar keine Abkühlung aber doch zumindest Bewegung brachte.
So schön wie Japan war, so schrecklich habe ich den japanischen Sommer in Erinnerung. Ich kann nun verstehen, warum die Japaner im Sommer oft in ihren kleinen Wohnungen bleiben, die Fenster zugehängt, beim Rauschen der Klimaanlage. Ein Fächer oder Ventilator verwirbelt nur die heiße Luft, wenngleich es ohne den Luftzug noch unerträglicher wäre.

Dass die olympischen Spiele ausgerechnet in der heißesten Zeit des Jahres stattfinden, lässt den Japan-Kenner nur vermuten, dass die Entscheidungsträger bisher nie Japan im Sommer besucht haben, um sich vor Ort ein persönliches Bild zu verschaffen.

Selbst viele Japaner haben in Vorbereitung auf die olympischen Sommerspiele ein gewisses Maß an Unverständnis für den gewählten Termin geäußert. Die heißeste Zeit des Jahres erschien ihnen nicht zuletzt auch für die Athleten unzumutbar. Noch dazu, wo in den Sommermonaten immer wieder starke Taifune über Japan hinwegziehen. Der Juni ist von der Regenzeit geprägt und daher denkbar ungeeignet für die olympischen Spiele.

Als ich laß, dass sich viele Sportler über die „brutalen“ Bedingungen bei den Wettkämpfen beklagten, so kann ich nur konstatieren, dass weder sie noch die offiziellen sich eine Vorstellung vom japanischen Sommer gemacht haben und nun in der Realität angekommen sind. Die Wettkämpfe sind unter japanischen Bedingungen wahrlich kein Zuckerschlecken. Andererseits: Die Japaner müssen in dieser Hitze leben und ihrer Arbeit nachgehen. Es war mir immer unbegreiflich, wie es die Geschäftsleute und Büroangestellten in ihren langen Anzügen und Hemden im Sommer überhaupt aushalten konnten …

Man kann den Athleten nur zwei japanische Worte mit auf den Weg geben, deren Bedeutung sie verinnerlichen müssen: 我慢 (Ganman = Geduld) und がんばれ (Ganbare = gib dein Bestes).

geschrieben von: Neues Unterhaltsames Interessantes von Budoten am: 26.07.2021
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