Das Alter und der Sempai – über die Bedeutung des Sempai in Japan

In Japan genießt das Alter besondere Bedeutung. Ältere Menschen, Menschen mit mehr Erfahrung, verdienen nach traditionellem Verständnis höchste Achtung und Respekt. Dies mag vielleicht in den Großkonzernen Japans anders sein, gilt jedoch sonst noch nach wie vor.

Vor diesem Hintergrund ist es durchaus verständlich und nachvollziehbar, dass der an Jahren deutlich jüngere Chef, auch wenn er letztlich das Sagen hat, sich von älteren Angestellten Vorhaltungen anhören muss. Eine Situation, die hierzulande völlig undenkbar wäre. Aber weil der Angestellte älter ist, ist es auch sein Recht und zugleich seine Pflicht, den Chef auf Unzulänglichkeiten aufmerksam zu machen, ihm zu helfen und zu unterstützen.

In der Schule, auf Arbeit wird der Ältere, der Erfahrenere als Sempai bezeichnet. Ein Sempai ist jemand, der zu respektieren ist und zwar einfach deshalb, weil er bereits länger dabei ist. Dabei ist es für die Stellung des Sempai an sich unerheblich, wieviel länger der andere dabei war. Er ist länger dabei. Das genügt, um seine Stellung als Sempai zu begründen.

Der Sempai ist Vorbild und Lehrmeister für den jüngeren. Der jüngere soll vom Sempai lernen. Dafür hat dieser den Sempai zu repektieren. Der Sempai ist dem jüngeren gegenüber weisungsberechtigt und der jüngere hat die Anweisungen für gewöhnlich nicht in Frage zu stellen. Er ist jünger, er soll vom Sempai lernen und gerade deshalb hat er diesen zu achten. Ein Sempai muss dabei nicht unbedingt älter an Jahren sein, auch wenn dies für gewöhnlich der Fall sein wird. Er hat auf einem bestimmten Bereich einfach mehr Erfahrung und ist aufgrund dieser Erfahrungen der Sempai. Diese Position kann sich allerdings im Laufe der Zeit ändern. Auch kann das Sempai-Kohai-Verhältnis in einem anderen Bereich wiederum umgekehrt sein. Wenn beide (Sempai und Kohai) beispielsweise im gleichen Sportclub sind und andererseits auch in einem Shop jobben wobei jeweils der andere länger im Sportclub oder im Shop war. Derartige Konstellationen sind allerdings eher selten.

Auch wenn der Sempai im privaten Bereich – beispielsweise bei Grillparties – als Freund erscheint, so ist und bleibt er doch der Sempai, den es auch hier grundsätzlich zu achten und zu respektieren gilt. Er wird nicht nur in Bezug auf die Schule, den Club oder die Arbeit als Sempai betrachtet. Nein, er ist vielmehr immer und überall der Sempai und wird auch als solcher bezeichnet.

Die Stellung des Sempai erscheint für uns ein wenig eigenartig und schwer nachvollziehbar. Jemand der neu in eine Firma eintritt, bekommt in der Regel einen Mentor zur Seite gestellt, der durchaus als Sempai verstanden werden kann. Doch nach einer gewissen Einarbeitungszeit endet diese meist rein berufliche Beziehung zwischen Mentor und Neueinsteiger. Der ehemalige Neueinsteiger wird nach erfolgreicher Etablierung im Beruf nicht mehr als Anfänger, sondern als dem Mentor durchaus gleichgestellter Mitarbeiter betrachtet. Selbst wenn den ehemaligen Neueinsteiger und Mentor weiterhin eine Freundschaft verbindet, so ist dies doch etwas ganz anderes als die fortbestehende Beziehung zwischen Sempai und Kohai in Japan. Dass der Kohai in Bezug auf seinen Sempai einmal selbst zun Sempai wird ist nicht ausgeschlossen, aber nahezu unmöglich.

Im japanischen Verständnis ist die Stellung des Sempai aber nur logisch. Jeder gehört zu einer Gruppe. Innerhalb der Gruppe gibt es eine feste Hierarchie. Schon von kleinauf lernen die Japaner sich in Gruppen ein- und unterzuordnen. Wenn der Kohai in Bezug auf seinen Sempai selbst zum Sempai würde, so würde dies das Gruppengefüge nämlich in erheblichen Maße durcheinander bringen.

geschrieben von: Neues Unterhaltsames Interessantes von Budoten am: 30.11.2009
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