Corona und Kampfsport-Artikel?

So richtig glauben wollten wir es erst auch nicht, doch die Corona-Pandemie hat erhebliche Auswirkungen – auch auf die Verfügbarkeit von Kampfsportartikeln.
Viele Kunden wollen es nicht hören oder verschließen die Ohren vor den Corona-Auswirkungen auch auf den Kampfsport.
Die meisten Kampfsportartikel kommen aus Fernost. Sei es, weil der Ferne Osten (China, Japan, Korea, Philippinen, Indien, Thailand, Vietnam) die Heimat der meisten Kampfsportarten ist oder weil die meisten Kampfsportartikel in eben jenen Ländern produziert werden.
- Nicht wenige Kampfsportler legen Wert darauf, ihre Kampfsportartikel aus dem Mutterland ihres Kampfsports zu erhalten.
- Andere Kampfsportler wünschen vor allem preiswerte Kampfsportartikel.
Dies bedingt, dass die Kampfsportartikel in Fernost hergestellt und zumeist über den Seeweg zu uns nach Deutschland gelangen.
Dass während des Lockdowns in Deutschland keine neuen Kampfsportartikel in das Land kamen, haben viele vergessen. Doch dieser Umstand für sich genommen ist noch das kleinste Problem.
Vorher wurde in China die Produktion durch einen harten Lockdown heruntergefahren und teils sogar ganz eingestellt. Dies bedeutet, dass weder neue Kampfsportartikel hergestellt werden konnten, noch bereits produzierte Kampfsportartikel nach Europa verschifft wurden.
Der Lockdown Anfang März erlaubte keinen Blick in die nahe Zukunft, denn die Beschränkungen wurden von einem Tag auf den anderen mit offenem Ende verhängt. Somit waren die Lieferketten zu diesem Zeitpunkt auf unbestimmte Zeit unterbrochen. Erschwerend kam hinzu, dass auch das Training untersagt worden war. Es wurden von einem Tag auf den anderen keine regulären Kampfsportartikel mehr benötigt. So brach die Nachfrage nach neuen Anzügen und Schützern über Nacht völlig ein.
Diese Situation führte dazu, dass laufende Bestellungen storniert wurden.
Dagegen setzte plötzlich eine verstärkte Nachfrage nach Trainingsequipment ein, welches für das Heimtraining eingesetzt werden sollte. Während zuvor die in den Dojos, Gyms und Trainingsstätten vorhandenen Geräte genutzt werden konnten, strebten nun viele Kampfsportler danach, daheim zu trainieren und suchten daher nach entsprechenden Trainingsequipment.
Das Problem hierbei war aber, dass die Vorräte in den Lagern in Deutschland die übliche Nachfrage abdeckte und zudem intakte Lieferketten voraussetzte. Beides war nicht mehr gegeben. So waren die vorrätigen Artikel schon bald ausverkauft und für die ausstehenden Bestellungen ergaben sich ungewisse Lieferzeiten.
Viele Kunden meinen, dass es sich um „faule Ausreden“ handele – doch es ist leider so.
Was vielfach auch in den Überlegungen keine Berücksichtigung findet ist der Umstand, dass so schnell der Lockdown kam, die Produktion nicht in gleichem Tempo wieder angefahren werden kann oder neue Lieferungen schon nach kurzem Vorlauf wieder eintreffen und die Lager füllen.
Eine einmal gestoppte Produktion setzt zunächst voraus, dass die Rohstoffe in den Produktionsstätten eintreffen, damit die Produktion überhaupt wieder aufgenommen werden kann. Allein hieraus ergibt sich bereits eine Verzögerung von rund 1 Woche nach Aufhebung der Corona-Beschränkungen. Doch die Produktivität ist nach Corona eine andere als vorher, weil es weiterhin gilt eine Vielzahl von Auflagen zu beachten, die zuvor obsolet waren.
Zu bedenken ist ferner, dass nicht nur Deutschland neue Waren nachordert sondern weltweit alle Kampfsportartikel-Händler vor dem gleichen Problem eines leeren Lagers stehen. Die ersten Chargen der neuen Produktion werden daher von den Produzenten nicht zu den in gänzlich anderen Zeiten verhandelten Preisen verkauft sondern aus nachvollziehbaren Gründen höchstbietend angeboten. Dies bedeutet vor allem für preiswerte Kampfsportartikel zusätzliche Wartezeiten.
Ist eine Bestellung in Fernost angekommen, so wird diese dort in der Reihenfolge ihres Eingangs abgearbeitet. In normalen Zeiten werden Bestellungen mit 3 Monaten Vorlauf aufgegeben, um eine ausreichende Bevorratung sicherzustellen. Jeder kann sich vorstellen, was das für die aktuelle Situation bedeutet.
Ist eine Bestellung zum Versand bereit, wird diese in einem Seecontainer verladen. Dieser Vorgang nimmt etwa 24 Stunden in Anspruch. Danach muss der Container auf ein Schiff verladen werden. Da die Transportkapazitäten nach dem Lockdown knapp sind, sind günstige Transporte schwer zu haben. Um die Waren aber in der Folge nicht allzu sehr verteuern zu müssen, wird der Container mit geringerer Priorität behandelt und ggf. auf einem später auslaufenden Schiff verladen, wodurch sich erneut Verzögerungen ergeben können.
Ist der Container endlich auf einem Schiff, benötigt das Schiff von Hongkong bis Hamburg zwischen 25 und 30 Tagen. In Hamburg angekommen, werden die Container als Sicherheitsmaßnahme gegen Corona-Viren zunächst für 14 Tage zwischengelagert bevor die Zollabfertigung erfolgt. Erst dann wird der Container in eines unserer Zentrallager transportiert und dort entladen. Erst danach sind die aktuell rückständigen Artikel wieder kurzfristig lieferbar.
Dies beschreibt einen Normalfall. Allerdings gehen auf dem Transportweg auch immer wieder Container verloren. Das ist bedauerlicherweise sogar weit häufiger als gedacht. Der World Shipping Council (WSC) gibt eine Zahl von 350 bis 675 verlorenen Containern pro Jahr an. Dagegen schätzen Umweltverbände die Zahl der verlorenen Container auf 20.000 pro Jahr. Da auch wir bereits wiederholt die Erfahrung machen mussten, dass ein dringend erwarteter Container doch nicht in Hamburg eintraf, gehen wir davon aus, dass die Zahl der verlorenen Container irgendwo in der Mitte liegt, es sich aber um mehrere Tausend pro Jahr handelt.
Wenn man uns also von Kundenseite entgegenhält, dass wir doch bitte nicht Corona als Begründung für Lieferrückstände bemühen sollten, so müssen wir diesen Kunden entgegenhalten, dass sie vermutlich eine ganz falsche Vorstellung über die Zusammenhänge haben und Corona doch weitaus größeren Einfluss auf die Lieferfähigkeit hat, als vielfach angenommen.
geschrieben von: Neues Unterhaltsames Interessantes von Budoten am: 16.07.2020bisher keine Kommentare

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