Angst vor der Schande – 90 Suizide täglich in Japan

In Japan haben sich im vergangenen Jahr 32.845 Menschen das Leben genommen, das sind 1,8 Prozent mehr als im Vorjahr. Im Durchschnitt brachten sich damit jeden Tag etwa 90 Menschen um. Seit über 12 Jahren in Folge liegt die Zahl der Suizide in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt über der Marke von 30.000, wie die nationale Polizeibehörde bekannt gab. Als häufigster Grund wurden Depressionen als Grund für die Selbstmorde genannt, gefolgt von wirtschaftlichen Schwierigkeiten und Familienproblemen.

Die meisten der Selbstmörder sind Männer. Dabei lag die Selbstmordrate in der Altersgruppe der 50-jährigen mit 38,5 Selbstmorden auf 100.000 Einwohner am höchsten. Der Durchschnitt der Selbsttötungen lag bei 25,8. Die Zahl der Freitode, die auf den Verlust des Arbeitsplatzes zurückzuführen seien, erhöhte sich aufgrund der dramatischen Verschlechterung der Wirtschaftslage um insgesamt 65,3 Prozent auf 1071, wie die Polizeibehörde mitteilte. Der Monat März ist in Japan der Monat, in dem die japanischen Unternehmen ihre Jahresabschlüsse aufstellen. Mit fast 10 Prozent liegt die Zahl der Selbstmorde im März am höchsten.

Angst vor der Schande

Für viele Japaner, ist die Firma ihr zweites zuhause. Vergleicht man auf die Zeit, die Japaner in der Firma verbringen mit der Zeit, die sie in der Familie sind, müsste man wohl häufig die Firma als erste Familie bezeichnen. Eine Entlassung bedeutet häufig eine Schande. Japanische Männer sehen auch heute ihre Pflicht vor allem darin, die Familie finanziell abzusichern, mehr aber noch ihre Ehre zu bewahren, in dem sie um Ansehen und Anerkennung im Beruf kämpfen.

Der buddhistische Priester Eiichi Shinohara bemängelt, dass die Beratungsdienste in Japan bei weiten nicht ausreichen, um Hilfe suchende Menschen zu unterstützen. Der 65-jährige Priester des Chojuin Tempels in der Präfektur Chiba führt eine neue nationale Kampagne zur Verhinderung von Freitoden an. Die von Priestern verschiedener buddhistischer Sekten im vergangenen Jahr gegründete Organisation Jisatsu Boushi (Selbstmordvorbeugung) bietet Zufluchtsstätten an und ist bereits an 37 Orten in rund der Hälfte aller 47 Präfekturen Japans aktiv.

Lange Tradition

Selbstmord hat in Japan eine lange Tradition: Der rituelle Freitod Seppuku – der hierzulande häufig fälschlicherweise als Harakiri bezeichnet wird, weil man sich mit einem Schwert den Bauch aufschlitzte – war in der Vergangenheit ausschließlich den Samurai vorbehalten und ein Privileg.

Durch einen ehrenhaften Tod konnte der Samurai dadurch seine Ehre und die seiner Familie wieder herstellen. Während im christlichen Glauben eine bewusste Selbsttötung eine schwere Sünde ist, sind in Japan solche religiösen Verbote unbekannt. Die Urreligion der Japaner, Shinto, ist auf das Leben ausgerichtet und sagt nichts über das aus, was nach dem Tod geschieht. Totenriten und die Bestattung folgen meist dem buddhistischen Brauch. Es herrscht in Japan die Ansicht vor, dass ein Mensch beim Ableben ungeachtet der Art des Todes in einen friedvollen Zustand übergeht.

Selbstmordraten in Europa

In der Schweiz waren im Jahr 2006 durchschnittlich 17,5 Selbsttötungen auf 100.000 Einwohner zu verzeichnen und liegt damit in Westeuropa an der Spitze. Diese Suizidrate ist vergleichbar mit jener Frankreichs. Mit 17,0 Selbsttötungen fiel diese Zahl nur geringfügig tiefer aus. Österreich liegt mit 15,4 in 2007, Deutschland mit 11,9 (2008) und Italien mit 6,3 (2006) Suiziden auf 100.000 Einwohner noch darunter.

geschrieben von: Neues Unterhaltsames Interessantes von Budoten am: 20.06.2010
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